77-Jährige Landwirtin sucht WG-Bewohner

Dass nicht nur Studenten in Wohngemeinschaften leben können, sondern auch alleinstehende Senioren, will eine 77-Jährige in der Südsteiermark beweisen: Sie sucht einen Bauernhof und Menschen, mit denen sie eine WG gründen kann.

Für Studenten gibt es vor allem zwei bevorzugte Lebensformen: Hotel Mama, wenn man das Glück hat, dass Mama in einer Universitätsstadt wohnt - oder die WG, die Wohngemeinschaft - und eine solche will Antonia Hirmke jetzt gründen. Um das Leben zu studieren, der Einsamkeit zu entfliehen und mit Gleichgesinnten neu durchzustarten - im zarten Alter von 77 Jahren sucht sie Mitbewohner.

Arzt, Altersheim und Spital ersparen

Antonia Hirmke denkt dabei an einen Bauernhof, der von ihr mit Gleichgesinnten betreut werden soll. Damit soll das Leben wieder Sinn und Freude bekommen und sogar Arzt, Altersheim und Spital ersparen helfen. „Was soll ich denn verlieren? Ich habe ja nichts mehr. Also muss ich etwas machen“, sagt die 77-Jährige. Ihre zukünftigen WG-Kollegen beschreibt sie folgendermaßen: „Sie sollen ehrlich, gerecht und verlässlich sein. Entgegenkommend und humorvoll sollten sie auch sein.“

„Habe tausende Flugblätter verteilt“

„Probieren kann man alles. Ich denke, ein Bauernhof wäre ideal. Da können die Leute kommen und wieder aufblühen. Alte, vergessene Talente könnten wieder in Schwung kommen“, so Hirmke, die den Hof bearbeiten will.

Auf der Suche nach Mitbewohnern hat die Südtirolerin mit Wohnsitz in Mureck in der Südsteiermark schon viel Energie und Geld investiert - der Erfolg blieb aber bislang aus: „Tausende Flugblätter habe ich ausgeteilt. In Mureck habe ich sie beim Friedhof auf die Autos raufgegeben. Der Pfarrer ist ja sogar einmal gekommen und hat gefragt, ob ich psychische Hilfe brauche - dann habe ich gesagt ‚Nein, andere Hilfe‘.“

Wohnung gegen WG tauschen

Nach einigen Zeitungsartikeln scheint sich das Blatt der Einsamkeit zu wenden: Mittlerweile gibt es jemanden, der einen Bauernhof anbietet. Dieser wird nun von Frau Hirmke für ihre aktive WG begutachtet. Dort sollen dann Single-Senioren, die das Alleinsein satt haben, gemeinsam leben.

„Es soll jeder seinen Bereich haben und sich frei und ungebunden bewegen können“, so die 77-Jährige, die ihre Wohnung schon bald gegen eine WG eintauschen will. Das Werkzeug hat sie bereits besorgt - jetzt heißt es nur noch anpacken, um ihr Projekt der Zukunft mit der Hilfe anderer so schnell wie möglich zu verwirklichen: „Jetzt macht es mir erst wirklich Spaß. Weil jetzt weiß ich, dass es etwas bringen wird.“