Mitten im Krieg treffen sich drei Fremde

Das Theater im Keller (TiK) in Graz zeigt derzeit die deutsche Erstaufführung von Evald Flisars „Letzte Unschuld“. In den letzten Tagen des bosnischen Krieges treffen einander dabei drei Fremde, die nach Vergebung suchen.

In den letzten Tagen des bosnischen Krieges treffen eine Amerikanerin, ein Brite und ein sich nirgends mehr heimisch fühlender Bosnier inmitten der Hölle der winterlichen letzten Kriegstage in einer verlassenen Hütte aufeinander. John und Mary sowie der „Zigeuner“ sind Charaktere, die jeder für sich ein schreckliches Fehlverhalten (sozusagen eine „Sünde“) sühnen möchten.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 14.4.2016

Suche nach Vergebung

„Was sie alle verbindet, ist die Suche nach Erlösung und die Bewahrung der letzten Unschuld. Etwas zynisch gesehen muss man aber sagen, sie machen alles, was dagegen spricht, um überhaupt eine Form von Unschuld bewahren zu können", fasst Regisseur Alexander Kropsch zusammen.

Die Geschichte von den drei Fremden, die nach Vergebung im Zentrum der Hölle suchen, konfrontiert die Zuseher mit einem Drama von der Sünde, dem Opfer und der Vergebung. Während die Charaktere ihren Weg durch die Ruinen ihrer Herzen suchen, müssen sie erkennen, dass die Rollen von Tätern und Opfern schnell wechseln können, und dass „Vergebung“ und „Aufopferung“ nur noch Worte sind - in einer wahnsinnig gewordenen Welt.

Theater im Keller

TiK

„Das Stück heißt ‚Letzte Unschuld‘ und spiel zur Zeit des Bosnien-Krieges. Es spielt in einer Waldhütte in Bosnien, wo drei Figuren, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben zusammenkommen, weil sie gemeinsame Interessen haben. Es handelt sich um einen britischen Offizier, um eine amerikanische Journalistin und um einen bosnischen Mann, der sich selbst als Zigeuner bezeichnet, weil er ein Vagabundenleben führt“, so Kropsch.

Christlich geprägter Westen

„Letzte Unschuld“ wirft einen Blick auf die dunklen Seiten der Moral des „christlichen Europa.“ Flisar rüttelt an den Grundfesten unseres moralischen Codes, erforscht die Natur von persönlicher Identität, moralischer Reinheit und des freien Willens, so der Regisseur: „Gerade wir im Westen haben natürlich gesellschaftlich und kulturell immer noch einen christlichen Hintergrund. Die Basis ist immer noch sehr christlich geprägt.“

Autor Evald Flisar schuf ein ergreifendes Kammerspiel, das auf die dunklen Seiten christlicher Moral verweist. Regisseur Alexander Kropsch zeigt die Darsteller Ute Walluschek-Wallfeld, Alfred Haidacher und Bernd Sracnik auf engem Raum, ohne Platz für Flucht oder Vergebung.

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