Ärzte ohne Grenzen geben Einblicke in ihre Arbeit

Mit einer kleinen medizinischen Zeltstadt mitten am Grazer Mariahilferplatz will die die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ den Steirern Einblicke in ihre internationale Arbeit geben.

Mit einer Art Roadshow macht die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ derzeit in Graz Station: „Da kann man das sehen, was wir in 70 Ländern dieser Welt tun: Wir haben ein aufblasbares chirurgisches Zelt, eine Impfstation, bei der wir zeigen, wie wir unsere Impfaktionen durchführen, ein Cholera-Zelt...“, zählt „Ärzte ohne Grenzen“-Präsidentin Margaretha Maleh auf.

Mit der kleinen Zeltstadt am Mariahilferplatz wird nicht nur gezeigt, wie medizinische Hilfe in Krisen- und Katastrophengebieten funktioniert, sondern auch verdeutlicht, wo auf der Welt die Hilfe der Organisation derzeit am gefragtesten ist.

Ärzte ohne Grenzen

ORF

Haiti - so groß wie die Steiermark und Oberösterreich zusammen - ist derzeit etwa einmal mehr eines der Haupteinsatzgebiete von „Ärzte ohne Grenzen“: Nach Hurricane Matthew vor einer Woche mit fast 500 Toten ist sauberes Trinkwasser Mangelware, jetzt breitet sich auch noch die Cholera aus.

In einem Zelt, wie es derzeit in Graz ausgestellt ist, werden die Cholera-Patienten auf Haiti versorgt - ähnlich wie schon nach dem fatalen Erdbeben vor sechs Jahren: „Generell ist es so, dass die Cholera gut behandelbar ist. Wenn das sofort passiert, ist die Wahrscheinlichkeit der Heilung sehr groß. Wenn Cholera-Kranke nicht behandelt werden, kann Flüssigkeitsverlust jedoch binnen weniger Tage zum Tod führen“, erklärt Anästhesist Johannes Smonig.

Mit sehr begrenzten Mitteln Erstaunliches leisten

Manchmal ist es in Krisen- und Katastrophengebieten dagegen notwendig, möglichst schnell zu operieren - getan wird das in aufblasbaren OP-Sälen: „Das ist doch eine sehr interessante Erfahrung, dass man mit diesen begrenzten Mitteln erstaunlich viel machen kann“, so Smonig.

Und manchmal ist der Aufwand, Leben zu retten, gering: „Mít 72 Cent kann man ein Kind vor dem Verhungern retten - und wenn man diese Zahlen oder diese Summe hört, dann denkt man sich, das kann doch wohl nicht sein, dass dann trotzdem noch so viele Menschen verhungern müssen“, gibt Maleh zu bedenken.

Tiefe Einblicke bis 23. Oktober

Derzeit sind laut Maleh 30.000 bis 35.000 Ärzte ohne Grenzen im Auslandseinsatz, „wovon aber zehn Prozent internationale Mitarbeiter sind“. Über den Tagesablauf dieser Menschen erzählt Smonig: „Konkret ist man rund um die Uhr im Dienst, aber der Tag ist natürlich strukturiert, meist beginnt er um 7.00 Uhr mit der Morgenbesprechung, dann wird im Operationssaal gearbeitet bis in der Regel zwischen 17.00 und 18.00 Uhr. Danach ist die Kern-Arbeitszeit vorbei und man kann ins Lager zurückgehen.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 12.10.2016

Gefährlich und auch psychisch belastend ist die Arbeit der Ärzte vor allem in Kriegsgebieten - im syrischen Aleppo sind bereits zig Spitäler bombardiert worden. Erst vor kurzem hat sich der Angriff auf eine Klinik der Organisation in Kunduz in Afghanistan gejährt: „Das ist einfach unvorstellbar, diese Verwüstung, diese Verheerung, die dort stattgefunden hat“, zeigt sich Psychologin Sylvia Wamser betroffen: Tiefe Einblicke also, die die „Ärzte ohne Grenzen“ noch bis 23. Oktober am Grazer Mariahilferplatz geben.

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