„Weibliche Blicke“ im Schaumbad

„Weibliche Blicke auf eine Welt vom Nahen Osten bis zum Fernen Westen“ legt derzeit eine Ausstellung im „Schaumbad“ in Graz. Die Ausstellung „We together“ zeigt kritische Stimmen in einer von Unterdrückung geprägten Frauenwelt.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 9.11.2016

Eine Fotoserie der Jemenitin Boushra Almutawakel zeigt das schrittweise Verschwinden von Frauen - es sind Porträts einer Mutter, auf deren Schoß ihre Tochter und auf deren Schoß eine Puppe sitzt: Am ersten Bild sind alle drei in Straßenkleidern, nur die Mutter trägt ein Kopftuch, auf dem letzten alle drei - Mutter, Tochter und Puppe - unter einer schwarzen Burka.

Die Künstlerin kehrt auf einer weiteren Fotoserie die Situation vieler Frauen im Islam in ihr Gegenteil - am Beginn der Bildserie steht ein zunächst in weiß gekleideter Mann, daneben seine schwarz verschleierte Frau, am Schluss ist der Mann total verhüllt, die Frau erstrahlt unverschleiert in weißem Kleid.

"We together"-Ausstellung

Schaumbad Graz

Lamis Al Mohamad - „Voiceless“

Starke weibliche Positionen

Es sind starke weibliche Kunst-Positionen, mit denen Kuratorin Maryam Muhammadi in der Ausstellung „We together“ auch den westlichen Blick auf die Bedingungen von Frauen in meist muslimischen und oder diktatorischen Kulturkreisen weitet: „Der Frauenkörper war immer und ist immer noch ein großes Tabu in vielen religiös-problematischen Ländern, aber diese Ausstellung zeigt, dass das nicht nur im Nahen Osten so ist.“

Universelle Unterdrückung

In den Fotoarbeiten der palästinensischen Künstlerin Raeda Saadeh etwa wird deutlich, dass Ungleichheiten und Unterdrückung nahezu universell sind - etwa ein Bild, das die Künstlerin mit einem Staubsauger in der Wüste zeigt oder ein Porträt als Diva mit Dornenkranz aus Stacheldraht oder ein weiteres mit Einkaufskorb am Kopf, dessen Gitter den Blick freigibt.

"We together"-Ausstellung

Schaumbad Graz

Saadeh Raeda - „Crossroads“

Raeda Saadeh sieht in ihrer Kunst Rückenstärkung für die vielen unterdrückten Frauen weltweit: „Wir sind stark, und wir machen weiter. Unser Job ist es, Hoffnung für die Zukunft zu geben und positive Energien zu unterstützen.“

Auch ein Kampf gegen Klischees

Viele der Künstlerinnen leben nicht mehr in ihren Heimatländern, würden sich dort aufgrund ihrer kritischen Positionen Gefahr aussetzen. Auch Kuratorin Maryam Mohammadi, die seit 2010 in Graz lebt und im Verein XENOS arbeitet, war im Iran in ihrer Kunst beschnitten: „Ich durfte meine Arbeit im Iran nicht zeigen, und darum war es einfacher, Ausstellungen außerhalb des Irans zu machen.“

Dennoch will sie auch bei uns vorherrschenden Klischees entgegenhalten und meint am Beispiel Iran: „Die Medienberichterstattung hier in Europa - das ist nicht die Wahrheit. Es gibt viele Bewegungen, Frauen haben viel für Frauen- und Menschenrechte gekämpft, und diese Ausstellung zeigt auch, dass die Medienklischees nicht richtig sind.“

Auch „westliche“ Positionen vertreten

Vertreten sind auch drei sogenannte westliche Positionen: Die belgische Künstlerin Wendy Marijnissen dokumentierte die Bedingungen von Frauen in Flüchtlingslagern, die Grazerin Erika Thümmel stellt weibliche christliche Heilige vor, die mit ihrem Mut und Widerstand frühe Vorbilder waren, und Alexandra Gschiel, Künstlerin des Schaumbads, erweiterte ihre Patschenkleid-Skulptur um eine Videoarbeit.

"We together"-Ausstellung

Schaumbad Graz

Alexandra Gschiel - Dame und Kleid, Videostill

„Wir Frauen kämpfen mit Kunst“

„Diese Ausstellung hat eine sehr starke politische Botschaft, dass wir Frauen kämpfen - nicht mit Waffen, mit Kunst“, sagt Maryam Mohammadi.

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