Trainieren wie Dominic Thiem

Der Österreicher Dominic Thiem gilt für viele Tennis-Experten als künftige Nummer 1 der Weltrangliste. Ständiger Begleiter ist Trainer Günter Bresnik, der seine Erfahrungen mit dem 23-Jährigen in „Die Dominic Thiem Methode“ schildert.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 22.1.2017

Günter Bresnik war selbst nie Tennis-Profi. Sein Ansehen ist hart erarbeitet. In seinem Buch „Die Dominic Thiem Methode“ gibt der Niederösterreicher Einblicke in den Trainingsalltag mit seinem Schützling, zeigt aber auch ausführlich, wie er selbst zu dem Weltklasse-Trainer, heranreifte, der er heute ist.

Begonnen hatte er seine Laufbahn als Helfer auf einem Tennisplatz in Wien. Dort lernte Bresnik mit 21 Jahren den damals 14 Jahre alten Horst Skoff kennen. Weil „Skoffie“ ständig trainieren wollte, stand Bresnik stunden- und tagelang mit dem Kärntner auf dem Platz, wurde später dessen Trainer, Betreuer, Mentor und Freund. So machte Bresnik seine ersten Schritte im Profi-Tennis.

„Ich gewöhnte mir an, meine Unwissenheit zu zeigen“

Auf der Welttour wurde er von dem Drang angetrieben, sich als Trainer ständig weiterzuentwickeln, wie er schreibt: „Wenn ich etwas nicht wusste, gewöhnte ich mir an, jemanden zu fragen, der es wissen konnte. Die meisten Menschen begehen den Fehler, zu glauben, sie würden sich mit einer Frage eine Blöße geben. Sie versuchen, ihr Unwissen wann immer möglich zu verstecken. Ich gewöhnte mir damals an, meine Unwissenheit zu zeigen. Ich habe durch keine Angewohnheit so viel gelernt wie durch offenes, direktes Fragen.“

Cover

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Buchtipp:

„Die Dominic Thiem Methode“ (ISBN 978-3902924-61-2) von Günter Bresnik ist im Seifert Verlag erschienen und kostet 24,90 Euro

Und langsam machte sich Bresnik einen Namen als Trainer. Im Sommer 1992 bekam er dann den Anruf, von dem zu dieser Zeit wohl jeder Trainer träumte: Der 31-jährige Bresnik erhielt die Chance, den deutschen Weltstar Boris Becker zu trainieren: „Die Zeit mit Boris war ab dem ersten Tag eine neue, faszinierende, manchmal auch verstörende Erfahrung. Boris’ unglaubliche Berühmtheit rempelte auch mich ins Rampenlicht. Was sollte einer, der nicht einmal selbst professionell gespielt hatte, einem Boris Becker beibringen? Man verlangte Rechtfertigungen für eine Arbeit, die noch gar nicht begonnen hatte.“

Talentfund um die Jahrtausendwende

Bresnik, der acht Semester lang Medizin studiert hatte, ließ all die Jahre ein Thema nicht los: Noch nie hatte es ein Trainer geschafft, ein Kind in das Profi-Tennis zu begleiten und schließlich in die Top-Ten der Weltrangliste zu führen. Dieses Kind lernte Bresnik um die Jahrtausendwende kennen. Mit dem achtjährigen Dominic trainierte er anfangs einmal im Monat, dann immer häufiger.

Bresnik schildert, wie er nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits davon mit der Familie Thiem jede Sekunde des kleinen Buben durchplante - alles dem Ziel untergeordnet, aus Dominic einen Weltklasse-Tennisspieler zu machen. Denn dieser tat nichts lieber, als den ganzen Tag lang Tennis zu spielen.

Erfolgstag 2. Juni 2016

Nach 14 Jahren harter Arbeit war man bei den French Open in Paris am Ziel angelangt: „Dieser 2. Juni 2016 war der größte Tag meiner beruflichen Laufbahn. Ich hatte einen achtjährigen Buben in die Weltklasse geführt. Keinem anderen Trainer war das vorher im professionellen Herren-Tennis gelungen. Ich setzte mich auf eine Holzbank in einer stillen Ecke der Garderobe, atmete einmal tief durch, Gedanken sammeln. Dann hielt ich die Hände vors Gesicht und heulte los.“

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