Lieben muss man unfrisiert

Welches Selbstverständnis haben Frauen heute und was wollen sie verändern? Antworten auf diese und andere Fragen hat Nadine Kegele bei unterschiedlichsten Frauen gesucht - und jetzt in einem neuen Buch zusammengefasst.

Mit ihrer Protokoll-Literatur in „Lieben muss man unfrisiert“ hat Nadine Kegele ein prominentes Vorbild: Bereits vor 40 Jahren befragte die gebürtige Wienerin Maxie Wander Frauen in der damaligen DDR nach ihren Wünschen, Sehnsüchten und Lebensrealitäten.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 16.4.2017

„Guten Morgen, du Schöne“ wurde nicht nur zu einem Bestseller, sondern auch zu einem feministischen Standardwerk. Im Erscheinungsjahr 1977 verkaufte das Buch sich über 60.000 Mal. Neben einer Schallplatte folgten auch zahlreiche Theateradaptionen des Werks.

Nachgefragt, hingehört und protokolliert

Nun hat auch Nadine Kegele genau hingehört, nachgefragt und protokolliert. Zu Wort kommen die Frauen, die Autorin selbst bleibt dabei unsichtbar. So lautet der Untertitel auch „Protokolle nach Tonband.“ Die jüngsten Frauen sind 16 und 17, beide mit sogenanntem Migrationshintergrund: „Wir posten alles auf Snapchat, wissen Sie“ sagen die beiden und reden über ihre Schwierigkeiten im Umgang mit gleichaltrigen Burschen, über ihr doch sehr traditionelles Rollenbild.

"Lieben muss man unfrisiert"

Verlag Kremayr-Scheriau

Buchtipp:

„Lieben muss man unfrisiert“ von Nadine Kegele (ISBN: 978-3-218-01066-5) ist bei Kremayr & Scheriau erschienen und kostet 22,90 Euro

Die älteste Befragte ist die 92-jährige Fanny. Sie erzählt über ihre Jugend im Krieg, sagt „für einen Traumberuf hab ich keine Zeit gehabt“, erinnert sich an ihre TBC-Erkrankung und an das Glück, als ihr totgeglaubter Mann aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen ist.

Unfrisierte Authentizität

Dass Krieg und Flucht auch heute noch lebensbestimmende Themen sind, zeigt die Geschichte der 48-jährigen Michaela: Die gebürtige Serbin ist am Land aufgewachsen, 1990 zog sie mit ihrem Mann nach Wien. Ihren kleinen Sohn musste sie damals bei den Eltern lassen. Sie selbst fühlt sich nicht als Ausländerin, sagt aber auch: „Manche denken, wenn man Putzfrau ist und Ausländer, ist man nichts wert.“ Sie lässt sich aber nicht unterkriegen, setzt beinahe trotzig nach: „Deshalb kann ich doch nicht in die Donau springen“.

Getreu dem Titel „Lieben muss man unfrisiert“ bietet Kegele wirklich unfrisierte - und damit sehr authentische - Geschichten von Frauen zwischen Chicago, Madrid, Wien und Berlin, zwischen 16 und 92 Jahren. Sie erzählen aus ihrem Leben, von ihren Ängsten und Sorgen, von falschen, richtigen und notwendigen Entscheidungen - und davon, was es braucht, um glücklich zu sein.

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