Sex im Grazer Naturkundemuseum

Bunt getrieben wird es im Grazer Naturkundemuseum: Die neue Ausstellung „SEXperten“ geht den unzähligen Fortpflanzungsstrategien in der Tier- und Pflanzenwelt auf den Grund.

Die Schau zielt darauf ab, in mehreren knackig beschriebenen Geschichten, die verschiedenen Paarungsstrategien darzustellen. Zu finden sind Kuratorin Ursula Stockinger laut Kuratorin „nicht alltägliche Objekte“, 24 Filme, „weil da viel in Bewegung ist“ und teils sehr große präparierte Tiere wie etwa zwei rivalisierende Rothirsche beim Kampf in der Brunftzeit.

"SEXperten"

Sven Beham, Liechtensteinisches Landesmuseum/Universalmuseum Joanneum

Vom richtigen Partner bis zum Kind

Die Ausstellung spannt thematisch einen Bogen von der Partnersuche, der Auswahl, dem Sex bis hin zu den Tierkindern und ungewöhnlichen Beziehungen. Darunter entdeckt man etwa Käfer in den Tropen, bei denen eigentlich nur die Weibchen nachts blinken und Männchen anziehen; doch manchmal blinken auch die Männchen, um Rivalen anzulocken und sie dann zu verspeisen, schildert Stockinger.

Ausstellungstipp:

„SEXperten“ ist bis 7. Jänner 2018 im Naturkundemuseum im Joanneumsviertel in Graz zu sehen

Interessant sind auch die unterschiedlichen Zwittertiere, etwa die Tigerschnegel, der auch Tigernacktschnecke genannt wird und in unseren Gärten oft zu finden ist: Diese Schnecke verfügt über männliche und weibliche Organe. Bevor es zwischen zwei von ihnen zur Sache geht, kriechen sie auf einen Baum und lassen sich an einem bis zu eineinhalb Meter langen Schleimfaden hinab, umwickeln sich sowie ihre fast körperlangen Penisse und übergeben jeweils die Spermien. In der Natur wird die Paarung nur selten beobachtet - in der Ausstellung ist aber ein Modell des Sexakts zu sehen. Daneben zirpen die Mittelmeerfeldgrillen: einige der lebend ausgestellten Insekten.

Tödliche Liebschaften

Bei den Flugtieren können ebenfalls spannende Paarungsverhalten entdeckt werden: Für erstaunlich viele Entenweibchen endet der Sex mit dem Tod, weil sie oft von vielen Erpeln begattet und dabei unter Wasser gedrückt werden; sind es zu viele, kann es passieren, dass die Ente ertrinkt. Bei den Bienen sind wiederum die Männchen am Ende tot: Sie geben beim „Hochzeitsflug“ der Bienenkönigin ihr bestes, doch nachdem ihr Begattungsorgan in der Königin stecken bleibt, fallen die Drohnen zu Boden und sterben.

"SEXperten"

Sven Beham, Liechtensteinisches Landesmuseum/Universalmuseum Joanneum

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 5.5.2017

Die Schau zeigt auch diverse Rekorde auf. Zu sehen sind etwa die im Wasser lebenden sogenannten Papierboote, die mit Kraken verwandt sind. Das Weibchen kann bis zu 45 Zentimeter groß werden, während die Männchen stets bei etwa zwei Zentimeter Größe bleiben - sie können ihren Begattungsarm abtrennen und dieser sucht sich dann selbstständig seinen Weg in das Weibchen, um es zu befruchten. Unter den Rekorden der Ausstellung ist auch ein Spermaknäuel der etwa zwei Millimeter kleinen Obst-Taufliege vergrößert zu sehen: Wickelt man das Sperma auseinander, kommt es auf eine Länge von erstaunlichen 5,8 Zentimetern.

"SEXperten"

Eliane Huber, Naturmuseum Thurgau/Universalmuseum Joanneum

Ein größerer Teil der Schau wird schließlich auch den Ergebnissen der Bemühungen gewidmet - den Tierkindern: Ausgestellt werden etwa ein präparierter kleiner Igel, eine Baby-Wildkatze oder auch ein kleiner Wolf. „Die sind nur selten in Ausstellungen zu sehen, weil sie schwer zu beschaffen sind“, erklärte Peter Niederklopfer aus Liechtenstein - das Liechtensteinische Landesmuseum steuerte rund 50 Exponate zu der Ausstellung bei. Am Ende des Rundgangs im Museum bekommen die Besucher auch noch einen Einblick in homosexuelle oder homosoziale Beziehungen im Tierreich, die dort fest verankert sind und unterschiedliche Vorteile bieten.

Link: