Schicht für Schicht durch den Semmering
TV-Tipp:
„Der Semmeringtunnel. Schicht für Schicht durch den Berg“ - zu sehen in einem Österreich-Bild am Sonntag, 24. September, um 18.25 Uhr in ORF 2 - mehr dazu in tv.ORF.at
Jahrelang diskutiert, wird er seit 2012 gebaut: der Semmering-Basistunnel. Das Tunnelbauwerk ist eine technische Spitzenleistung und wird auf einer Länge von 27 Kilometern durch ein geologisch anspruchsvolles Gebiet mit unterschiedlichsten Gesteinsschichten, Störzonen und wasserführenden Zonen führen.
Eröffnung im Jahr 2026
Ab dem Jahr 2026 soll der zweiröhrige Eisenbahntunnel das niederösterreichische Gloggnitz mit dem steirischen Mürzzuschlag als Teil der neuen Südstrecke verbinden: Nach der Fertigstellung soll die Fahrzeit von Graz nach Wien mit dem Zug weniger als zwei Stunden betragen und damit ein schnellerer Personen- und Güterverkehr ermöglicht werden.
Posch TV
Universum-Regisseurin Waltraud Paschinger und das Filmteam von Posch TV sind zu den Tunnel-Baustellen hinabgestiegen und zeigen in spektakulären Fernsehbildern die technischen Herausforderungen und innovativen Lösungen beim Weg durch den Semmering.
Komplexes Großprojekt
Um zu erfahren, wie das Berginnere aufgebaut ist und welche Baumethoden ideal sind, wurden während der Erkundungsphasen rund 220 Kernbohrungen – mit einer Gesamtbohrlänge von rund 40.000 Laufmetern – durchgeführt. Das Ergebnis: Eine schwierige geologische und hydrologische Situation, die spezielle Baumaßnahmen, neue Lösungen und umfangreiche Vorarbeiten erforderlich macht.
ÖBB/Ebner
So verläuft der Tunnel in einem Bogen und wird in mehreren Abschnitten gebaut. Auf vier Baustellen entstehen zahlreiche Schachtsysteme und Zugänge, die Menschen, Maschinen und Material sicher unter die Erde transportieren. Es wird gesprengt, das Material nach oben gebracht, betoniert, dann wieder gesprengt.
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Stück für Stück arbeiten sich die Tunnelbauer erst in die Tiefe ‒ bis zu 400 Meter tiefe Schächte führen senkrecht nach unten ‒ und dann horizontal der eigentlichen Strecke entlang, ein bis zwei Meter pro Schicht. Das Gestein wechselt ständig: Brüche, Klüfte, Störungen, Verschiebungen, alles was die Geologie zu bieten hat, findet man hier auf engstem Raum. Nur ein rund neun Kilometer langes homogenes Stück wird eine Tunnelbohrmaschine fräsen, alles andere ist sozusagen „Handarbeit“.
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Eine Besonderheit des Semmeringgebiets ist auch sein besonderer Naturraum und die zahlreichen Quellen - die Arbeiten in der Tiefe könnten auch Auswirkungen auf die Umwelt haben. Daher wird strengstens darauf geachtet, dass der Tunnel die imposante Landschaft, die vielfältige Natur des Semmerings und die Qualität des Trinkwassers nicht verändern darf: So werden regelmäßig Messungen und Erhebungen durchgeführt, um zu gewährleisten, dass die Natur keinen Schaden nimmt.
Damals wie heute eine Herausforderung
Eine Meisterleistung ihrer Zeit ist aber auch die Semmeringbahn, die seit dem Jahr 1854 Gloggnitz und Mürzzuschlag verbindet und 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ihr Baudirektor Carl Ritter von Ghega galt als technisches Genie. Zuerst ebenfalls umstritten, konnte mit dieser Strecke – rund 41 km mit u.a. 16 Viadukten, 15 Tunnels und ca. 100 gemauerten Bogen- oder Eisenbahnbrücken – der Semmering erstmals mit der Bahn bezwungen werden.
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Bis heute schlängelt sich die historische Bahnstrecke über den Berg und soll trotz Tunnel erhalten bleiben. Einige Züge werden so noch lange den Semmering hinaufklettern und die malerischen Viadukte befahren, tief unten werden dann hochmoderne Garnituren mit 230km/h durch den Berg rasen. Die neue TV-Doku zeigt dabei auch, dass zwischen der alten und der neuen Bahn mehr Parallelen bestehen, als es auf den ersten Blick erscheint.