Schiedsrichter aus Leidenschaft - für uns!

Im September findet in Amsterdam der Homeless World Cup statt. Ausgehend von Graz 2003 eroberte die Fußball-WM für die Obdachlose die Welt. Als ehrenamtlicher Schiedsrichter noch einmal dabei ist der Grazer Gerhard Holzmann.

Der Feuerwehrmann, die gute Seele einer Notschlafstelle oder der Musikant im Blasmusikverein: Sie alle gehören zur großen „Familie der Freiwilligen“ in der Steiermark! Die „Steiermark heute“-Serie „Für uns“ holt sie vor den Vorhang - mehr dazu in Für uns! Die Freiwilligen der Steiermark.

2001 kreierte Harald Schmied zusammen mit Mel Young die Idee des Homeless World Cups. Zwei Jahre später trug die Stadt Graz das Turnier erstmalig aus und schrieb damit eine Erfolgsgeschichte.

Schiedsrichter der ersten Stunde

An der Entwicklung beteiligt und zwölfmaliger Schiedsrichter des Turniers ist Gerhard Holzmann. Aus dem einst kleinen Projekt wurde ein Riesenevent mit internationalen Organisatoren und Partnern; die Straßenzeitung „Megapho"n unterstützte das Turnier als Medienpartner.

Dass er ein Engagierter der ersten Stunde ist, erzählt der ehrenamtliche Schiedsrichter aus Leidenschaft stolz: "Das ist recht interessant, wie klein es begonnen hat und wie groß es jetzt ist. Da waren 16 Teams am Anfang, wirklich sehr wenige. Und jetzt sind wir bei 48 Nationalteams und auch 16 Frauenteams.“

Fußballspiel mit eigenen Regeln

Auch bei der Entwicklung der Regeln beteiligte sich Holzmann, hauptberuflich Koch: „Das Spielfeld ist wesentlich kleiner und die Regeln total anders. Das ist das Hauptproblem bei den Kleinfeldturnieren - da muss man als Schiedsrichter immer hellwach sein.“

Ein Spiel beim Homeless World Cup besteht aus zwei Halbzeiten zu je sieben Minuten Spielzeit; auf dem Feld stehen sich jeweils vier Spieler pro Mannschaft gegenüber. Die wirklich große Besonderheit ist aber, dass ein Spieler nur einmal in seinem Leben am Cup teilnehmen darf.

„Das habe ich mir als Ziel gesetzt“

Für die teilnehmenden Spieler ist es eine große Chance - einer von ihnen erzählt, wie er mit dem Turnier seinem großen Traum ein Stück näher kommt: „Als Kind wollte ich immer ein guter Fußballer werden, und jetzt bin ich sehr froh, dass ich beim Homeless World Cup spielen kann.“

Homeless Cup Fußball

ORF

Österreichs Nationalteam mit Chefcoach Gilbert Prilasnig

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 4.9.2015

Doch nicht nur der Traum der Fußballkarriere ist ein Ziel - auch das Überwinden eigener Probleme und das Nutzen seiner einzigen Chance ist für einen weiteren Fußballer des österreichischen Teams wichtig: „Ich bin stationär auf Langzeittherapie, hatte ein Suchtproblem. Früher konnte ich mir das nie vorstellen, dass es so weit kommen könnte, und das hier habe ich mir als Ziel gesetzt.“

Fußball kann der Schlüssel zur Integration sein

Viele der von Gilbert Prilasnig trainierten Fußballer konnten ihre einzige Chance nutzen. Holzmann erzählt von Begegnungen: „Sie bekommen Arbeit, bekommen eine Wohnung, können wieder ein normales Leben führen. Ich treffe auch hin und wieder Spieler von der Nationalmannschaft in der Stadt. Sie fragen dann, wie es mir geht, und ob ich noch immer Schiedsrichter sei. Wenn ich sie frage, erzählen sie mir: ‚Mir geht es gut, ich bin integriert‘. Das ist der Sinn des Homeless World Cups.“

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