Eine kritische Betrachtung von NS-Kunst
Mit seiner Ausstellung will Kriesche zeigen, wie mit NS-Kunst und ideologischen Überbleibseln aus der Zeit des Nationalsozialismus kritisch und gleichzeitig demokratiegerecht umgegangen werden kann - und er fordert, dass eine unkritische Betrachtung der Nazi-Kunst unmöglich gemacht wird: Nur so werde das Werk der Verehrung durch heutige rechtsextreme und NS-nahe Aktivisten entzogen.
Zeigen und mahnen
Ein Beispiel dafür sei etwa das Propaganda-Fresko: Vor einigen Jahren wurde es im Zuge von Renovierungsarbeiten im alten Grazer ÖH-Gebäude, dem einstigen Sitz des NS-Studentenbundes, entdeckt. Kriesche machte es sich zur Aufgabe, eine historisch adäquate und gleichzeitig zeitgemäße Lösung für dieses „kunstaffine Fundstück“ - so nennt es der Künstler - zu finden: Vor dem Fresko prangt seither eine Glasplatte mit einem Text, der vor den Gräueltaten des NS-Regimes mahnt.
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Kriesche will er solche Fundstück weder zerstören noch übermalen oder verschämt in einem Archiv verstecken; andersherum will er sie auch nicht ungenügend kommentiert der Öffentlichkeit zugänglich machen: „Sich mit dieser Ästhetik und ihrer Wirkungsweise auseinanderzusetzen, geht nicht mit Verdecken, Zerstören, Vertuschen, Verheimlichen, sondern das geht mit offenem Blick, um diese Ästhetik wahrzunehmen und ihre Gefährlichkeit zu zeigen.“
Ausstellungshinweis:
Die Ausstellung „Die Kunst mit der Kunst des Nationalsozialismus“ ist noch bis 24. September bei freiem Eintritt in der ORF-Funkhausgalerie im ORF-Landesstudio Steiermark, Marburgerstraße 20, in Graz zu sehen
19 Exponate regen zum Nachdenken an
Das Propaganda-Fresko ist als Kopie Teil der Ausstellung - insgesamt stellt Kriesche 19 Exponate aus, die alle zum Nachdenken anregen sollen. Ein 17-minütiges Video von einem Interview mit dem Widerstandskämpfer und langjährigem KPÖ-Funktionär Franz Leitner, der 2005 verstarb, umrahmt die Ausstellung.
Auseinandersetzung mit NS-Zeit noch immer aktuell
Für Kriesche ist die Auseinandersetzung mit historischen NS-Fundstücken nach wie vor aktuell, da diese immer wieder in der Gegenwart auftauchen: „Das Auffinden eines ‚Heil Hitler‘-Traktors im Jahr 2003 50 Meter vor der Burg in Graz hat mich wirklich erschüttert, denn der ist mehrere Tage dort gestanden, ohne dass sich irgendjemand darum gekümmert hat“, erinnert sich der Künstler.
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Sein Konzept eines kritischen und gleichzeitig demokratiegerechten Umgangs könne auch für Bücher angewendet werden: Kriesche denkt da etwa an ein zusätzliches, transparentes Zwischenblatt zwischen den Seiten, auf dem etwa NS-kritische Lyrik oder Texte von Hitlers Erzfeind Winston Churchill, dem damaligen britische Premierminister, gedruckt sind.
Sendungshinweis:
„Steiermark Heute“, 19.9.2015
Nationales Gehabe mancher EU-Staaten
Der Medienkünstler ortet auch im Umgang einzelner EU-Staaten mit der aktuellen Flüchtlingssituation einen Rückfall in nationales Gehabe - ein Denken, das auch das NS-Regime geprägt hat. Kriesche wünsche sich, dass seine Ausstellung als Lehrbeispiel auch in anderen Ländern gezeigt werde.