40 Jahre „Steirer am Nanga Parbat“

Am Donnerstag vor genau vierzig Jahren wurde steirische Bergsteigergeschichte geschrieben: Hanns Schell, Robert Schauer, Sigi Gimpel und Hilmar Sturm erreichten den Gipfel des Nanga Parbat im Westhimalaya.

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„Steiermark Heute“, am 11.8.2016

Die Vier waren damit nicht nur die ersten Steirer auf dem 8.125 Meter hohen Bergriesen, sondern bezwangen ihn zugleich auf einer zuvor noch nie begangenen Route an der Rupalflanke. Kurzum wurde für das steirische Expeditionsteam ein Bergsteiger-Traum wahr. Und es sind buchstäbliche Schlüsselerlebnisse, die Hanns Schell, Robert Schauer und Sigi Gimpel bis heute wie einen Schatz hüten: Das weltgrößte Schlüsselmuseum des damaligen Expeditionsleiters Schell bietet sich dazu ja wahrlich an.

Nanga Parvat

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„Gar nicht so einfach“

Denn dass sich die Bergsteiger an „Damals“ so gut zurückerinnern können, liegt an einer kleinen hier verwahrten Super8-Filmkamera, mit der Robert Schauer die Expedition gedreht hat: „Mit der Kamera ist es schon etwas anstrengender, würde ich sagen: Man muss dementsprechende Blickwinkel suchen und man darf aber nicht zurückbleiben - und manchmal ist es schon schwierig, den Partnern zu sagen, stehen zu bleiben, wenn sie gerade in Schwung sind, oder aber auch wieder zurück zu gehen“, blickt Schauer zurück.

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Damals jüngster Bergsteiger auf Achttausender

Er dokumentierte somit eine der spektakulärsten Expeditionen am Nanga Parbat überhaupt: Sigi Gimpel war damls mit 20 Jahren der jüngste Bergsteiger weltweit auf einem Achttausender, was seinen Eltern jedoch weniger gefiel: „Bis zum Schluss haben sie zu Hause gehofft, dass ich doch nicht mit auf die Expedition fahre. Ich bin dann aber doch gefahren und sie haben das dann auch akzeptiert. Der Respekt war von allen Seiten glaube ich sehr groß.“

Finanzieller Balanceakt

Vier Monate dauerte die Expedition, die auch finanziell ein echter Balanceakt war. Denn die Abenteurer aus der Steiermark mussten alles in allem mit nur 9.000 Euro auskommen, wie Schell verrät: „Das war sicher ein sehr sehr kleines Budget - und ich glaube, dass eine größere Gruppe gar nicht vorteilhaft gewesen wäre. Mein Bestreben war immer, dass wir das ganze Team wenn möglich noch am gleichen Tag auf den Gipfel raufbringen.“

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Und diesem Ziel wurde alles untergeordnet: Die schwierigsten Hürden wurden gemeinsam genommen, die Rucksäcke selbst getragen. Im Fels, im Eis und tiefen Schnee: „Da waren wir zeitweise schon knapp beim Aufgeben. Und wenn einer von unserer Gruppe gesagt hat, ah, ich hau’ den Hut drauf, dann hat der andere wieder Mut gemacht - und so ist es gemeinsam gegangen“, erinnert sich Gimpel.

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Erinnerungen an die letzte Nacht vor dem Aufstieg

Nur 150 Höhenmeter unter dem Gipfel verbrachten die vier Steirer die letzte Nacht in einem Biwak unter freiem Himmel, um am nächsten Tag ganz früh zu starten: „Es war eine sehr kalte Nacht. Gott sei Dank hat es keine Erfrierungen gegeben“, erzählt Schell und Gimpel fügt hinzu: „Der Wettergott hat uns geholfen: Also, es war wunderschönes Wetter.“ Schauer erinnert sich: „Wir waren rechtzeitig am Gipfel oben und es war schon ein herausragendes Gefühl.“

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Auch für Hilmar Sturm, vor vierzig Jahren der Vierte im Bunde. Er kam sechs Jahre nach dem Gipfelsieg am Nanga Parbat in den Westalpen ums Leben. Als Mitglied der denkwürdigen Expedition hat auch er seinen Eintrag in den Geschichtsbüchern sicher. Denn Gott sei Dank sind die Erlebnisse der steirischen Bergsteigerlegenden nie wirklich unter Verschluss geblieben.

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