Jahrelange Haftstrafen für „Home-Invasion“

Eine Pflegerin und ihr Ehemann sind am Dienstag in Graz wegen eines Raubüberfalls zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt worden. Bei einer „Home-Invasion“ wurden eine 90-Jährige und deren andere Heimhelferin gefesselt und beraubt.

In der Nacht auf den 17. Mai des vergangenen Jahres waren mehrere Täter in das Haus der betagten Steirerin in Seiersberg im Bezirk Graz-Umgebung gelangt: Sie hielten der Pflegerin den Mund zu, fesselten Hände und Füße und knebelten sie dann mit Klebebändern. Anschließend holten sie die Hausbesitzerin aus dem Nebenraum und warfen sie - ebenfalls gefesselt - auf das Bett ihrer Betreuerin.

Dann verlangten die mit Strümpfen maskierten Täter in deutscher Sprache, aber mit ausländischem Akzent, die Schlüssel zum Tresor. Die trotz ihres hohen Alters resolute Steirerin gaukelte den Männern vor, den Schlüssel habe ihr Sohn. Nach einer Weile flüchteten die Räuber mit dem Tresor, den sie aber auch in einem Wald nicht aufbrechen konnten - mehr dazu in Pensionistin in eigenem Haus brutal ausgeraubt (17.5.2017).

Keine Einbruchsspuren

Da es keine Einbruchsspuren beim Haus gab, fiel der Verdacht rasch auf die Pflegekraft, die zuvor im Haus des Opfers gearbeitete hatte - sie musste sich nun zusammen mit ihrem Mann vor Gericht verantworten. Die 44-Jährige gab an, dass sie aus gesundheitlichen Gründen zum Tatzeitpunkt gar nicht in Österreich, sondern in ihrer Heimat Rumänien gewesen sei, und auch der 54-jährige Ehemann stritt die Tat ab: „Wenn ich den Schlüssel gehabt hätte, hätte ich ja hineingehen können, wenn meine Frau mit der Hauseigentümerin nicht da war.“ Weder er noch seine Frau seien in den Raub verwickelt.

Die überfallene Heimhelferin beschrieb, wie sie nachts von Geräuschen wach und ihr der Mund zugehalten wurde: „Ich habe geschrien, es tat weh. Ich glaube, ich habe auch zugebissen, da bekam ich einen Schlag mit einem Gegenstand.“ Anschließend sei ihr der Mund zugeklebt worden. Nachdem die Täter Mobiltelefone sowie ein wenig Bargeld gestohlen hatten, machten sie sich davon. Bei der Kontrolle der Fenster und Türen waren alle verschlossen.

„Die Indizienkette ist geschlossen“

Die Ermittler entdeckten DNA-Spuren am Tresor, die zum Angeklagten passten; außerdem fehlten Schlüssel, die offenbar die 44-Jährige mitgenommen hatte. „Die Indizienkette ist geschlossen“, sagte der Staatsanwalt. Zudem sei der Beschuldigte wenige Tage davor in der Gegend beim Auskundschaften gesehen worden. Seine Ehefrau soll während des Überfalls vor dem Haus als Aufpasserin fungiert haben: Polizisten fanden Zigarettenstummel, die zur Angeklagten passten, optisch einen „frischen“ Eindruck machten und nicht aus der Zeit ihrer Tätigkeit beim Opfer stammen dürften.

„Kein Zweifel“

Das Schöffengericht teilte die Ansicht des Staatsanwalts und verurteilte die beiden zu Haftstrafen: Der Mann muss sechs Jahre hinter Gitter, eine frühere Strafe wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls kommt noch hinzu; die Frau fasste als Beitragstäterin zweieinhalb Jahre Haft aus.

Der Richter erklärte den Schuldspruch: „Wir hatten keinen Zweifel, dass sie den Überfall gemeinsam verübt haben. Die Polizei hat sogar DNA-Spuren an der Innenseite der Klebebänder gefunden.“ Der Überfall sei mit „äußerster Präzision und Brutalität“ erfolgt: „Die alte Dame wurde auf das Bett geworfen, ausgenutzt und geknebelt. Sie wollten keine Fingerabdrücke hinterlassen, haben sogar das Telefon zerstört, damit sie nicht gleich die Polizei rufen können. Das ist eine professionelle Vorgehensweise.“

Beide nahmen das Urteil nach längerer Diskussion mit ihren Pflichtverteidigerinnen an. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.