Kreuze, die Fragen stellen sollen

Der Karfreitag steht im Zeichen des Kreuzes - für den steirischen Künstler Johann Knopper ist das Kreuz eine besondere Art der Ausdrucksweise: Seit Jahrzehnten fertigt er ausgefallene Variationen dieses christlichen Symbols an.

Am Karfreitag wird von Christen der Kreuzigung Jesu Christi gedacht - das Kreuz als solches erinnert dabei an den Tod Jesu. Johann Knopper hat das Kreuz auf seine Weise umgedeutet: 150 Stück hat er in den vergangenen Jahren gefertigt und jedes einzelne hat eine besondere Aussage.

Hähne und Löffel

Johann Knopper ist pensionierter Gehörlosenlehrer und über 80 Jahre alt. Vor über zehn Jahren begann er, Kreuze herzustellen - zum Beispiel ein Kreuz mit drei Hahnfiguren, welches auf die Verleugnung des Petrus hinweisen soll.

Auf einem anderen Kreuz sind zwölf große und kleine Löffel angebracht, in der Mitte prangt ein Schöpflöffel. Es werde von vielen „Löffelkreuz“ genannt, erklärt Knopper: „Es weißt auf das Abendmahl hin. Bei mir heißt es nur das ‚letzte Mahl‘, weil ich habe den Ausdruck ‚Abendmahl‘ in der Bibel nicht gefunden“, sagt Knopper.

„Zitate schwirrten in meinem Kopf“

Jedes einzelne Kreuz bezieht sich auf eine Bibelstelle: „Sehr viele Bibelstellen und -zitate schwirrten mein ganzes Leben in meinem Kopf, und die musste oder wollte ich loswerden“, erzählt der Künstler aus Heiligenkreuz am Waasen im Bezirk Leibnitz - zumindest interpretiere er seine Tätigkeit im Nachhinein so. Im ganzen Haus verteilt zieren seine Werke die Wände.

„Kreuze stellen Fragen“ ist das Motto für seine Arbeit. Knopper sieht seine Werke als Denkanstöße für die Betrachtenden - sie sollen dazu anregen, Fragen zu stellen. „Wie sieht man das Kreuz?“ fragt Knopper. Und gibt selbst eine mögliche Antwort: „Als Zeichen, das man nur verehrt, vor dem man in Verehrung versinkt oder man denkt darüber nach.“

Holz, Ton, Metall oder Steine - aus ganz unterschiedlichen Materialien entstehen die Kreuze. Jedes hat außerdem seine eigene Geschichte - etwa ein Kreuz mit einem Stein und dem Corpus Christi: Auf einem Städte-Ausflug fand Johann Knopper den Corpus auf einem Flohmarkt. „Am Abend sind wir am Strand spazieren gegangen, und da ist mir dieser Stein im Meer aufgefallen. Ich habe den herausgeholt, mitgenommen ins Zimmer und habe den Corpus daraufgelegt. Und er passt genau“, erzählt Knopper. Auf diesem Wege des Zufalls werden wohl noch viele Kreuze entstehen und damit viele Fragen aufwerfen.