Jugendanwältin kritisiert Lage am Semmering

Im Asylquartier des Bundes am Semmering befanden sich auch am Donnerstag noch 170 Asylwerber. Es sind vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, deren Situation jetzt von der neuen steirischen Kinder- und Jugendanwältin kritisiert wird.

170 statt wie vereinbart 50 Flüchtlinge befinden sich im Großquartier des Bundes in Spital am Semmering. Für das Innenministerium wurde die Überbelegung aufgrund einer Notsituation notwendig - mehr dazu in „Chaotische Zustände“ im Asylquartier.

Kaum Betreuungspersonal

Auf 170 Jugendliche kommt nur eine Betreuungsperson, übte am Donnerstag die neue steirische Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac Kritik an der Situation. Der Betreuungsschlüssel sei viel zu niedrig angesetzt; dass es zu einer Massenschlägerei gekommen ist, sei nicht verwunderlich. „Kinder brauchen einfach eine gewisse Anleitung und Betreuung. Ich glaube einfach, dass hier Probleme vorprogrammiert sind. Da sind wir alle in die Pflicht genommen, um zu schauen, dass die Situation verbessert wird“, so Schiffrer-Barac.

Unterbringung in Traiskirchen „kinderrechtswidrig“

Die österreichischen Kinder- und Jugendanwälte wollen mit einem Positionspapier Druck machen, das sie anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni verfasst haben. Darin wird in erster Linie gefordert die kinderrechtswidrige Unterbringung im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zu stoppen, wo sich 900 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufhalten. Verbesserungspotential sieht die steirische Kinder- und Jugendanwältin auch am Semmering: „Anhebung der Tagessätze, individuellere Betreuung und Einrichtung eine Clearing-Stelle, damit die Jugendlichen gut und richtig in ihren Problemen und Fragestellungen wahrgenommen werden.“ Bei der Finanzierung gebe es aus Sicht der Kinder- und Jugendanwältin Möglichkeiten Ressourcen zu schaffen.

Semmering als Thema beim Referententreffen

Aus Steinhaus am Semmering hieß es am Donnerstag von SPÖ-Vizebürgermeisterin Maria Fischer, die Unterbringung der zusätzlichen 120 Flüchtlinge sei außerdem rechtswidrig, da sie binnen drei Tagen nicht auf der Gemeinde gemeldet wurden. Man wolle nun aber das Treffen der Flüchtlingsreferenten aus den Bundesländern am Freitag abwarten. Dort wird auch der aktuelle Verteilungsschlüssel Thema sein. In der Steiermark wird die Quote derzeit zu knapp 102 Prozent erfüllt, so die Information aus dem Büro der neuen Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ), die sich mit der Vorgehensweise des Bundes ebenfalls nicht einverstanden zeigt. Am Semmering hofft man nun, dass andere Bundesländer einige der jungen Flüchtlinge übernehmen werden.

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