Kritik an steirischer Kinderpsychiatrie

Im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag hat die Volksanwaltschaft die kinder- und jugendpsychiatrische Betreuung in der Steiermark kritisiert: Nur ein Drittel der Betroffenen könne adäquat versorgt werden.

Rund 17.000 Individualbeschwerden langen bei der Volksanwaltschaft im Schnitt pro Jahr ein, bei rund 15 Prozent wird danach ein echter Missstand festgestellt. Große Missstände in der Steiermark sieht die Volksanwaltschaft vor allem im Bereich der psychiatrischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Diese würde laut den eingesetzten Expertenkommissionen unter der Leitung der Psychiaterin Gabriele Fischer im Bundesländervergleich an letzter Stelle liegen.

„Massive Versorgungsdefizite“

Laut Fischer würde es in der Steiermark mit 33 nicht nur zu wenige Betten für die stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen geben: „Ein zentrales Problem ist, dass es ausschließlich eine stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie in Graz gibt, was zu massiven Versorgungsdefiziten und zu menschenrechtlichen Mängeln führt“, so Fischer.

Psychotherapie Jugendpsychiatrie

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Die Volksanwaltschaft übt derzeit heftige Kritik an der steirischen Kinder- und Jugendpsychiatrie

„Klassische Zweiklassenmedizin“

Auch die Situation der Tageskliniken sei mangelhaft: „Diese gehören gemeindenah, und überhaupt muss man sagen, es gibt in der Steiermark keinen einzigen Kassenarzt. Das heißt, wir haben eine klassische Zweiklassenmedizin, wer kann sich einen der wenigen Wahlärzte leisten“, so Fischer. 2014 wurden in der Steiermark 2.500 Kinder und Jugendliche, die an einer psychischen Erkrankung leiden, stationär betreut - aber nur ein Drittel davon in richtigen Einrichtungen, so Volksanwalt Günther Kräuter.

Volksanwalt fordert Reformen ein

Er fordert daher kurzfristig notwendige Lösungen: „Jedenfalls müssten Kassenverträge im niedergelassenen Bereich unmittelbar ermöglicht werden. Weiters muss dringend die Bettenanzahl im stationären Bereich erhöht werden und ganz generell was Forschung und Ausbildung an der Universitätsklinik betrifft, braucht es unbedingt Reformen.“

Dazu gehört für Kräuter unter anderem, dass stationäre Behandlungen Minderjähriger mit psychiatrischen Diagnosen nur auf Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der gesamten Steiermark durchgeführt werden. Außerdem fordert er die Einrichtung von Vertragsfacharztkassenplanstellen.

„Alles unternehmen, um die Mängel zu beheben“

In einer Aussendung reagierte Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) mit Einsicht: Anregungen der Volksanwaltschaft würden sehr ernst genommen, Gespräche mit der Sozialversicherung seien im Laufen: „Bereits in der Vergangenheit haben wir begonnen, in diesem Bereich für Verbesserungen zu sorgen und wir werden natürlich auch künftig in unserem Einflussbereich alles unternehmen, um die festgestellten Mängel zu beheben“, so Drexler.

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