Vögele-Massewalter: „Fortführung möglich“

Der Grazer Rechtsanwalt Norbert Scherbaum ist zum Masseverwalter der insolventen Modekette Vögele bestellt worden. Scherbaum glaubt, dass das Unternehmen fortgeführt und eine Zerschlagung verhindert werden kann.

Scherbaum ist bei prominenten Insolvenzen kein Unbekannter, er war unter anderem auch Masseverwalter der beiden Grazer Fußballclubs Sturm und GAK, als diese in die Pleite rutschten. Noch am Dienstagnachmittag verschaffte sich Scherbaum in der Vögele-Konzernzentrale in Kalsdorf einen ersten Überblick. „Der erste Eindruck war der, dass die Mitarbeiter des Unternehmens inklusive Geschäftsführung voll motiviert sind. Wir glauben, dass eine Fortführung des Unternehmens in der nächsten Zeit möglich ist.“

Vorschuss für Mitarbeiter angestrebt

Deshalb sieht Scherbaum auch den geplanten Warenabverkauf in den Filialen positiv. Ein Ziel sei auch, so der Insolvenzverwalter, dass die Mitarbeiter einen Vorschuss bekommen. Österreichweit hat Vögele mehr als 700 Beschäftigte, rund 200 davon in der Steiermark, deren Juli-Gehälter nicht ausbezahlt wurden - mehr dazu in Vögele-Insolvenz: 200 Mitarbeiter betroffen (31.7.2018). Die Möglichkeit eines Vorschusses hänge aber von der Bankenfinanzierung ab.

Auf die Frage, ob tatsächlich die Verhandlungen mit einem Investor weit gediehen seien und die Zeit - wie Vögele-Geschäftsführer Thomas Krenn meinte - zu kurz gewesen sei, sagte Insolvenzverwalter Scherbaum: „Ich habe selbst mit dem Vertreter des Investors gesprochen, ich hatte auch diesen Eindruck. Mir ist aber auch gesagt worden, dass man noch Zeit bis nächste Woche braucht. Also ich bin da sehr positiv gestimmt, und wir hoffen, dass wir das in die richtige Richtung hinbekommen im Interesse der Mitarbeiter und der Gläubiger.“

Gewissheit möglicherweise in vier Wochen

Scherbaum glaubt auch, dass eine Zerschlagung des Unternehmens verhindert werden kann. „Ich kann es aber nicht versprechen, wir müssen jetzt in die Zukunft schauen, wie sich die nächsten ein, zwei Wochen entwickeln. Wir sind zuversichtlich, dass wir das hinbekommen, aber das hängt nicht von uns alleine ab, sondern vom Investor.“

In drei bis vier Wochen werde zumindest die Richtung feststehen, wie es mit Vögele weitergeht, sagte Scherbaum. Ob die Modekette doch weitgehend gerettet werden kann oder ob nur einzelne Standorte Interessenten finden. Dann wäre Vögele als Unternehmen in Österreich wohl Geschichte.

Belegschaftsversammlungen ab nächster Woche

Die Auszahlung der Juli-Gehälter sowie der Urlaubs- und Weihnachtsgeld-Ansprüche über den Insolvenz-Fonds sei bereits fix, dürfte aber einige Wochen dauern, betonte der Leiter der Insolvenzabteilung der steirischen Arbeiterkammer, Bruno Sundl.

„Wir haben jetzt mit der Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Betriebsrat beschlossen, dass wir ab nächster Woche Montag in den einzelnen Filialen die Mitarbeiter informieren und auch die Vollmachten holen, damit wir das Geld sehr schnell bekommen“, so der Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Norbert Schunko. Laut diesem sei der Deal sehr nahe, sollte dieser aber nicht funktionieren müssten andere Schritte, wie etwa eine Insolvenzstiftung, gesetzt werden.

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