Arbeitszeit: Steirischer Betrieb geht anderen Weg

Ab 1. September gilt in Österreich das neue Arbeitszeitgesetz, das den Zwölfstundentag ermöglicht. Seit Monaten lässt das Thema die Wogen hochgehen - in der Steiermark bleibt ein Betrieb explizit bei der alten Regelung.

Über einen begrenzten Zeitraum hinweg haben Unternehmen ab September die Möglichkeit, ihre Mitabreiter zwölf Stunden am Tag und 60 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen - mehr dazu in Zustimmung und Kritik für Zwölfstundentag (5.7.2018). Mit der neuen Regelung wollen die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe stärken.

Die Freude darüber bei Vertretern der Wirtschaft ist groß. Doch nicht alle Unternehmen wollen von dem neuen Gesetz gebrauch machen. In Oberösterreich geht ein Betrieb einen völlig anderen Weg und verkürzt die Arbeitszeit ab Herbst sogar.

„Brauchen ausgeruhte und motivierte Mitarbeiter“

Auch das Grazer Medizintechnik-Unternehmen Mides will mit seinen 80 Mitarbeitern einen anderen Weg einschlagen, nämlich, „dass wir nach wie vor die Achtstundenregelung beibehalten, einen Achtstundentag haben“, so Geschäftsführer Christian Brunner, der mit dieser Vorgabe aktuell nach neuem Personal sucht.

Stechuhr

dpa / Peter Endig

Ein Zwölfstundentag komme für das Unternehmen, das sich auf die Reparatur von medizinischen Ultraschallsonden spezialisiert hat, nicht infrage, denn, so Brunner: „Gerade in unserem Geschäft ist die Qualität an vorderster Stelle, weil diese Ultraschallsonden bei den Patienten in Verwendung sind - und um diese Qualität gewährleisten zu können, brauchen wir ausgeruhte und motivierte Mitarbeiter.“

Schlechte Erfahrungen mit Überstunden

Laut dem Geschäftsführer habe man innerhalb des Unternehmens festgestellt, dass die Konzentrationsfähigkeit spätestens nach der siebten Arbeitsstunde „radikal nach unten geht und dann Krankenstand oder Burnout die Folge wäre“.

Bei Mides seien die Krankenstände zuletzt um 30 Prozent zurückgegangen, so Brunner, der auch von einem Versuch von vor zwei Jahren erzählt, Auftragsspitzen durch Überstunden abzufangen: „Das hat überhaupt nicht geklappt. Nach einer Woche haben die Mitarbeiter gesagt: ‚Bitte nicht länger‘ - und das machen wir auch nicht mehr.“

Zustimmung der Mitarbeiter

An einen Zwölfstundentag möchte eine 36-jährige Mitarbeiterin etwa gar nicht denken: „Es ist einfach zu viel. Du kannst nicht mehr die Leistung bringen, die du am Vormittag gebracht hast, weil du irgendwann erschöpft bist.“

Ein 38-jähriger Kollege stimmt ihr in puncto Zwölfstundentag zu: „Das geht nicht. Das ist auf Dauer nicht möglich und wäre auch nicht effizient. Ich wäre dann wahrscheinlich zuhause überhaupt nicht mehr brauchbar. Man ist schon nach acht Stunden konzentrierter Arbeit sehr müde. Bei Zwölfstundentagen würde das Privatleben und auch sonst alles zu kurz kommen.“

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