Jubelnde und kritische Töne nach Putin-Besuch

Der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Südsteiermark hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Touristiker freuen sich über den immensen Werbewert. Ein Grazer Politikwissenschafter sieht den Besuch kritisch.

Der Besuch Putins in Österreich hat für Josef Marko von der Karl-Franzens-Universität Graz einen bitteren Nachgeschmack: „Die Bilanz für Österreich ist, dass der EU-Ratsvorsitz mit einigen Zweifeln behaftet ist, inwieweit Österreich noch als neutraler Vermittler zwischen Konfliktparteien, aber auch innerhalb der EU auftreten kann.“

Politik und Privates vermischen

Marko sieht den Besuch nicht rein privat: „Putin ist Staatsmann genug, um zu wissen, wie er mit privaten Besuchen internationale Politik und Privates vermischen kann, um dementsprechend auch politische Wirkungen zu Hause zu erzeugen, um damit zu zeigen, nein, die Sanktionen durch die Europäische Union werden auch in Österreich und der EU nicht so ernst genommen.“ Putin versuche mit dieser bilateralen Politik mit einzelnen Staaten einen Keil in die Europäische Union zu treiben, so der Politikwissenschafter.

Problematik bei Kostenfrage

Auch die Kosten der Sicherheitsvorkehrungen für Putin seien ein Thema: „Die Problematik von der Trennung von privaten, politischen und öffentlichen Angelegenheiten wirkt sich hier voll aus, weil man, wie man ja auch gesehen hat, die Bundesregierung im letzten Moment diesen Privatbesuch in einen Arbeitsbesuch umdefiniert hat, um hier eben die Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen auf den Steuerzahler abwälzen zu können.“ Wie viel der Einsatz gekostet hat, steht übrigens noch nicht fest.

Touristiker hoffen auf Anstieg der Gästezahlen

Die heimischen Touristiker sprechen von einem großen Glück, dass der russische Präsident – wenn auch nur für kurze Zeit – in der Südsteiermark weilte, so Guido Jaklitsch vom Tourismus Südsteiermark: „Natürlich hat das einen immensen Werbewert für die Marke Südsteiermark, diese wurde weltweit transportiert in Bildern, die einzigartige Naturlandschaft.“ Nun hofft man, dass die Bilder auch Gäste bringen: „Es gibt natürlich von Seiten der Medien einen großen Response, ständig Anfragen und gästemäßig denke ich auch, dass das zu einem Anstieg beitragen wird.“

In Gamlitz in der Südsteiermark feierte Außenministerin Karin Kneissl am Samstag ihre Hochzeit. Zahlreiche Staatsgäste sind gekommen. Neben Bundeskanzeler und Vizekanzler war auch Russlands Präsident Wladimir Putin für gut eine Stunde dabei - mehr dazu in Putin bei Hochzeit der Außenministerin (18.8.2018).