Knie-OP: Teilknieprothesen im Kommen

Immer mehr Patienten entscheiden sich für eine Teilknieprothese anstatt eines komplett künstlichen Knies. Diese soll laut Experten vor allem jüngeren Patienten mehr Zeit bis zu einer kompletten Knieerneuerung verschaffen.

Bei Knieproblemen hat es jahrzehntelang geheißen: ganz oder gar nicht. In den letzten Jahren aber ist ein steigender Trend zu Teilknieprothesen anstatt komplett künstlicher Knie zu erkennen. Am Grazer LKH etwa werden 60 bis 100 solcher Operationen pro Jahr durchgeführt - das wiederum entspricht 20 bis 30 Prozent aller Knieoperationen.

Weniger Infektionsrisiko und höhere Beweglichkeit

Ingrid Streitmeier ist zur Nachuntersuchung im LKH Graz - beide Knie sind bei der Kärntnerin teilweise ersetzt worden. „Ich habe mindestens 15 Jahre nur Tabletten genommen und immer hat es geheißen, ich bin viel zu jung zum Operieren.“ Genau das sei auch einer der Vorteile der Knieteilprothesen, so Gerald Gruber, Leiter der Sportorthopädie & Gelenkchirurgie am LKH Graz - jüngere Menschen gewinnen mehr Zeit bis zu einer kompletten Knieerneuerung oder kommen im besten Fall sogar ohne diese aus.

Immer mehr Patienten entscheiden sich für eine Teilknieprothese anstatt einem komplett künstlichen Knie.

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Weiters bestehe ein geringeres Infektions-, Thrombose- und Embolierisiko, weniger Belastung für den Körper bei der OP selbst und eine schnellere Rehabilitation danach. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass man das Kniegelenk danach freier bewegen kann sei Gruber zufolge größer. „Ein weiterer gewichtiger Vorteil ist, dass man die Kreuzbänder - insbesondere das vordere Kreuzband - erhalten kann, was bei den meisten Totalendoprothesen nicht möglich ist. Dadurch bleibt die Eigenwahrnehmung für das Knie besser.“

Intakte Bänder für Teilprothese notwendig

Die Risiken seien nicht anders als bei jeder anderen Operation. Lediglich die Operationstechnik sei etwas komplizierter, da alle gesunden Anteile des Kniegelenks erhalten werden müssten. Um für eine Teilprothese in Frage zu kommen, müsse genügend Knochen- und Knorpelsubstanz vorhanden und die Bänder intakt sein. Bei der Haltbarkeit gäbe es laut Gruber keinen nennenswerten Unterschied zwischen Teilprothesen und Komplettimplantaten.

„Ich würde sagen, dass man guten Gewissens von einer Haltbarkeit von gut 90 Prozent nach 15 Jahren sprechen kann. Bei den Totalendoprothesen wären das 95 - 97 Prozent“, erklärt Gruber. Egal ob Stallausmisten, Autofahren, Stiegen steigen - das alles ist für Ingrid Streitmeier nun alles kein Problem mehr. Gut neun Monate nach der letzten OP kann sie ihre Knie bereits wieder um 140 Grad abbiegen - werde das gesamte Knie künstlich ersetzt, liege der Beugungsgrad im Schnitt bei 100 Grad, so Gruber.

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