Maulkorbpflicht: Skepsis bei steirischen Experten

Nach dem tödlichen Hundebiss eines Rottweilers in Wien sehen steirische Experten eine Maulkorbpflicht nicht als Lösung des Problems. Der österreichische Rottweilerklub fordert eine solche für alle Hunde in frequentierten Bereichen.

Ein 17 Monate alter Bub starb nach einem Rottweiler-Biss an seinen schweren Verletzungen – mehr dazu in Nach Hundebiss: Bub gestorben (wien.ORF.at, 28.9.2018). Der Fall heizte die Diskussion um die richtige Hundehaltung erneut an: Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) forderte vor einigen Tagen eine "einheitliche rechtliche Sicherheitsregelung“, wie zum Beispiel einen Hundeführerschein für alle Bundesländer - mehr dazu in Hartinger will Hundehaltergesetz verschärfen (news.ORF.at, 30.9.2018). Der österreichische Rottweilerklub wiederum sorgte mit der Forderung für Aufsehen, dass künftig alle Hunde auf stark belebten Plätzen einen Maulkorb tragen sollen - mehr dazu in Rottweilerklub für Maulkorbpflicht (wien.ORF.at, 1.10.2018).

Aufklärung vor Maulkorbpflicht

Tragische Unfälle wie jener in Wien müsse man auf alle Fälle verhindern, sagt Karl Forstner, Obmann des Aktiven Tierschutzes Steiermark, die geforderte Maulkorbpflicht könne er so aber nicht unterstützen: „In der Form kann ich es nicht unterstützen, nein, weil man damit alle Hunde über einen Kamm schert. Ich glaube, Ausbildung und Aufklärung sind immer richtig, und das zu intensivieren, ist auf jeden Fall richtig.“ Man sollte auch darüber nachdenken, ob eine verpflichtende Ausbildung für alle Hundebesitzer eingeführt werden sollte, so Forstner.

Großteil der Vorfälle in häuslichem Umfeld

Andreas Gomsi, Hundetrainer von Martin Rütter-Dogs Graz, teilt die Meinung von Forstner - eine Maulkorbpflicht könne nur ein Teil der Lösung sein: „Es gibt eine Studie von der Medizinischen Universität Graz aus dem Jahr 2006, die besagt ganz klar, dass 74 Prozent aller Verletzungen, aller Beißvorfälle im häuslichen Umfeld stattgefunden haben, wo ich mir sehr sicher bin, dass kein Maulkorb getragen wird.“

Deshalb müsse man das Problem an der Wurzel packen: Hundehalter müssten die Körpersprache des Hundes verstehen und ihn richtig erziehen; das müsste verpflichtend im Rahmen des Hundeführerscheins sein, diese Ausbildung umfasse derzeit aber nur vier Stunden, so Gomsi.

Ausbildung könnte erweitert werden

Ähnlich sieht es die steirische Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck: „Wir haben in der Steiermark diesen sogenannten Hundekundenachweis, der von all jenen zu absolvieren ist, die in den letzten fünf Jahren keine Hunde gehalten haben. Natürlich könnte man darüber nachdenken, diesen Nachweis, diese Ausbildung zu erweitern und wirklich mit der Ausbildung auch zum Beispiel den Besuch einer Hundeschule zu verknüpfen.“ Wie das alles in der Praxis auch kontrolliert werden kann, sei allerdings fraglich.

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