„Große Schützen Kleine“ Verein feiert 35 Jahre

In Österreich verunglücken jährlich 125.000 Kinder bei Unfällen, im Schnitt sterben dabei mehr als 20. Der Verein „Große Schützen Kleine“ betreibt seit mittlerweile 35 Jahren Unfallprävention.

1983 fing alles an: Der ehemalige Vorstand der Kinder- und Jugendchirurgie am LKH Graz, Hugo Sauer, gründete das „Österreichische Komitee zur Unfallverhütung im Kindesalter“, kurz „Große Schützen Kleine“, von 1989 bis 2014 prägte dann Nachfolger Michael Höllwarth nachhaltig die Geschichte des Vereins. Heute leitet Holger Till, Vorstand der Chirurgie, als Präsident den Verein.

Um 90 Prozent weniger tödliche Kinderunfälle

Ziel von „Große Schützen Kleine“ ist es, lokal, regional, aber auch national und international über die Möglichkeiten der Kinderunfallverhütung zu informieren. Das Ziel, die Unfallzahlen deutlich zu reduzieren, sei erreicht worden, sagte Till anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums: „Das Ziel ist zweifelsfrei erreicht. Die tödlichen Unfälle waren zu Zeiten von Professor Sauer etwa 200 Kinder und Jugendliche pro Jahr in Österreich, heute verzeichnen wir nur noch, aber immer noch etwa 20. Das heißt, wir konnten die Zahl der tödlichen Unfälle innerhalb von drei Jahrzehnten um 90 Prozent senken. Diese Zahlen zeigen: Unfallprävention wirkt.“

Stürze und Beulen als „Teil des Lernens und Lebens“

Dennoch werden alleine in das LKH Graz laut aktuellen Zahlen pro Jahr noch immer etwa 2.200 Volksschulkinder nach Unfällen eingeliefert, überwiegend mit leichten Verletzungen sagte Holger Till: „Meist sind das Heim- oder Wegeunfälle.“ Völlig verhindert werden können Kinderunfälle nicht - und sollten sie vielleicht auch gar nicht: „Kinder müssen stürzen, um Aufstehen zu lernen, Kinder müssen negative Erfahrungen haben, sie dürfen sich mal eine Beule oder eine Verstauchung oder Prellung holen - so lange nichts Schweres passiert, ist das ein Teil des Lebens und des Lernens, uns interessieren in der Unfallprävention vor allem die bleibenden oder womöglich tödlichen Schäden“, sagte Holger Till.

Ganze Regionen werden kindersicher

Was vor 35 Jahren klein in Graz begann, wächst mittlerweile immer weiter, so gibt es immer mehr kindersichere Bezirke und Regionen, sagt Sabine Distl von „Große Schützen Kleine“: „Seit 2007 dürfen wir den Bezirk Deutschlandsberg dabei begleiten, ab 2013 sind dann die beiden Bezirke Leibnitz und Voitsberg dazugekommen - die drei Bezirke bilden die kindersichere Region Südweststeiermark, und seit 2015 dürfen wir auch noch den Bezirk Leoben betreuen.“

Immer mehr Bade- und „Handy“-Unfälle

Die Art der Unfälle veränderte sich im Laufe der Jahre deutlich: Waren es vor drei Jahrzehnten noch viele schwere landwirtschaftliche Unfälle oder Radunfälle, weil es noch keine Helmpflicht gab, verunglücken jetzt laut Holger Till Kinder häufig bei Badeunfällen in privaten Swimmingpools oder bei Stürzen, weil auch viele Kinder immer und überall ihr Mobiltelefon im Blick haben.

Zehn Jahre Kindersicherheitshaus „Bärenburg“

Aus dem Verein „Große Schützen Kleine“ entstand vor mittlerweile zehn Jahren auch das Kindersicherheitshaus Graz, die sogenannte Bärenburg: Hier können Kinder auf kindergerechte Art und Weise, spielerisch und erlebnisnah mehr über Gefahrenquellen erfahren.

„Das Team der ‚Bärenburg‘ hat in diesen Jahren 36.000 Kinder begrüßt, in dieser Erlebniswelt, wo Kinder über Unfallgefahren Zuhause, im Verkehr und in der Freizeit informiert werden. Das geht nur mit erheblicher nachhaltiger und finanzieller Unterstützung durch die Stadt und durch Unternehmen. Wir würden uns freuen, wenn das weiterlebt. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass der eine oder andere Unfall dadurch verhindert werden konnte. Wenn wir heute Eltern oder Kinder von damals wieder sehen, dann schwärmen sie davon, was sie hier alles gelernt haben und dass sie die Sicherheitsprinzipien auch umgesetzt haben, und das tut auch uns gut“, sagt Holger Till.

Tag der offenen Tür

Zum zehnjährigen Jubiläum gibt es in der Bärenburg am Mittwoch von 14.00 bis 19.00 Uhr einen Tag der offenen Tür: So gibt es unter anderem Kinderschminken, die Kinderbibliothek Lesehöhle, Informationen rund um Kindersicherung und Unfallvermeidung einen Popcornwagen oder auch den Sicherheitsclown Popolina.

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