„Schenkkreis“: „Als Sponsor missbraucht“

In Graz ist am Donnerstag der Prozess um einen großangelegtes Pyramidenspiel in der Weststeiermark fortgesetzt worden. Eine Zeugin sagte aus, dass sie sich „nur als Sponsor missbraucht“ fühlt.

Die Gruppe der Angeklagten war am zweiten Verhandlungstag auf neun Personen geschrumpft, etliche diversionelle Erledigungen am ersten Verhandlungstag hatten das Verfahren übersichtlicher gemacht – mehr dazu in Pyramidenspiel-Prozess: Diversionen zum Auftakt (1.10.2018). Die Angeklagten sollen von 2006 bis 2008 an einem „Schenkkreis“ teilgenommen und weitere Mitspieler motiviert haben.

Verschiedene Namen - gleiche Familien

Am Donnerstag gaben die Zeugen übereinstimmend an, dass man ihnen gesagt habe, sie würden jederzeit ihren Einsatz zurückbekommen, wenn das Ganze nicht funktioniere. Eine Frau schilderte allerdings, dass man ihr aber keineswegs das Geld zurückgeben wollte, sie hätte zumindest einen Ersatz für sich bringen müssen; doch da damals der ganze Verwandten- und Bekanntenkreis rund um die Hauptakteure schon ziemlich ausgeschöpft war, war das nicht möglich.

„Sie sind nie beschenkt worden, und der Einsatz war weg“, brachte es der Richter auf den Punkt. „Ja“, bestätigte die Zeugin. Sie hatte 5.000 Euro - „ohne das Wissen meines Mannes“ - eingesetzt. Außerdem stellte sie fest, dass die Namen auf den Listen fingiert waren: „Da standen verschiedene Namen, es waren aber immer die gleichen Familien“, erklärte sie.

Von Polizisten gehört, „wie naiv ich war“

Ein anderer Zeuge, der ebenfalls Geld verloren hatte, bestätigte das: „Der Eintrag war nicht wichtig, wenn ich Pinocchio oder Schneewittchen geschrieben hätte, wäre es auch egal gewesen.“ Der Mann war über seine Mutter eingestiegen, ein Besuch bei einer Veranstaltung in Deutschland hatte ihn endgültig überzeugt. Als alles zu Ende war, „habe ich mir von den Polizisten anhören können, wie naiv ich war“, beklagte er sich.

„Man hat’s geglaubt, leider Gottes“

Ein anderer Weststeirer hatte ebenfalls 10.000 Euro verloren, weil ihm eine Bekannte das Spiel empfohlen hatte: „Sie hat gesagt, da kann man nicht verlieren“, erinnerte er sich. Auch ihm wurde versichert, er könne jederzeit aussteigen und würde den Einsatz zurückbekommen - etwas, das die Angeklagten bisher strikt geleugnet haben. Aber der Zeuge blieb dabei: „Sonst hätte ich nie mitgespielt“, betonte er. Dass seine 10.000 Euro binnen kurzer Zeit auf 40.000 Euro anwachsen würden, schien ihm nicht unmöglich: „Man hat’s geglaubt, leider Gottes“, seufzte er.

Am Montag wird unter anderem ein Polizist als Zeuge erwartet: Er soll die ersten Protokolle mit den Beschuldigten aufgenommen und nach deren Angaben ihre Aussagen verfälscht haben.