„Paket gegen die Kälte“ geschnürt

Damit im kommenden Winter niemand auf der Straße schlafen muss, hat das Land nun ein „Paket gegen die Kälte“ geschnürt: Dazu zählen Hunderte Notschlafstellen ebenso wie beispielsweise auch das Kältetelefon der Caritas.

Jobverlust, Scheidung oder auch psychische Probleme: Die Gründe, warum Menschen auf der Straße landen, kein Dach mehr über dem Kopf haben und obdachlos werden, sind vielschichtig und betreffen Hilfsarbeiter genauso wie Akademiker.

„Niemand muss auf der Straße schlafen“

Für das „Paket gegen die Kälte“ werden vom Land vier Millionen Euro freigegeben. Mit diesem Geld wurden beispielsweise die Notschlafstellen auf 1.100 aufgestockt, sagt die zuständige Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ): „Wir haben um zehn Prozent aufstocken müssen, das freut mich nicht, denn das heißt, dass die Menschen sich das Wohnen nicht mehr leisten können. Wir reagieren darauf, und niemand muss auf der Straße schlafen, wenn es jetzt kälter wird. Wir haben für jeden einen Platz im Warmen, und wir haben die Mittel aufgestockt.“

Ausgebaut wird das Angebot an Not- und Winterschlafstellen in der gesamten Steiermark von Kapfenberg bis Liezen oder beispielsweise auch in Voitsberg oder in Weiz - das heißt, Menschen die ihre Wohnung verlieren oder kein Dach über dem Kopf haben, sollen möglichst wohnortnahe einen Unterschlupf finden.

Neue Winternotschlafstelle in Graz

In Graz öffnet am Donnerstag die neue Winternotschlafstelle der Caritas - zentral gelegen am Eggenberger Gürtel, im Untergeschoß des Nebengebäudes der Pfarre St. Lukas: Sie öffnet täglich um 18.00 Uhr ihre Türen, schließt um 7.30 Uhr und bietet 50 Menschen Platz.

Notschlafstelle Graz

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Der Männerschlafsaal

Während die Männer in einem großen Schlafsaal untergebracht sind, haben Frauen mit oder ohne Kinder kleinere Schlafräume zur Verfügung, erklärt der Leiter der Winternotschlafstelle, Stefan Bottler-Hofer: „Sie können den Schlafplatz für 60 Nächte haben - dann haben sie die Sicherheit: Wo ich gestern geschlafen habe, da kann ich auch morgen wieder schlafen.“

Notschlafstelle Graz

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Kleinere Schlafräume für Frauen und Kinder

„Armut hat keine Saison“

Insgesamt stehen in Graz in den Wintermonaten 360 Schlafplätze für Obdachlose zur Verfügung, 220 davon bieten die Vinziwerke an - und diese sind das ganze Jahr über ausgebucht, sagt Nora-Tödtling Musenbichler: „Die Gründe, warum Menschen auf der Straße ankommen, sind sehr vielschichtig, und ich sage Armut hat keine Saison - im Winter wird es nur besonders sichtbar, wenn die Menschen auf der Straße stehen. Aber auch im Sommer sind wir zu 100 Prozent ausgelastet.“

In Datenbank vernetzt

Seit dem heurigen Jahr sind auch alle Träger der Notschlafstellen in Graz in einer Datenbank vernetzt - so weiß man mit Hilfe eines Ampelsystems, wo noch Plätze frei sind, erklärt Sozialstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP): „Das heißt, wenn 350 der 360 Plätze voll sind, dann ist die Ampel auf gelb-rot. dann wissen wir als Stadt Graz, als Sozialamt, wir müssen Überlegungen anstellen, wo wir nicht noch einen Turnsaal aufmachen können, dass wirklich alle einen Platz finden können bzw. ein Dach über dem Kopf haben.“ Im vergangenen Winter kam es bereits zu so einem solchen Engpass an Notschlafplätzen: Da musste von der Stadt eine Woche lang ein zusätzlicher Raum für obdachlose Menschen bereit gestellt werden.

Caritas-Kältetelefon:

Unter 0676 / 88015 111 ist das Caritas-Kältetelefon täglich von 19.00 bis 24.00 Uhr erreichbar.

Kältetelefon: Jeder kann Leben retten

Ab Dezember ist dann auch das sogenannte Kältetelefon der Caritas wieder frei geschaltet. Unter der Telefonnummer 0676 88015 111 können aufmerksame Bürger anrufen, wenn sie jemanden wahrnehmen, der Unterstützung braucht; die Caritas kommt dann und bringt den Hilfesuchenden zu einem der Notschlafplätze oder versorgt ihn mit einem warmen Schlafsack, einer Jacke und heißem Tee. Im letzten Jahr fuhr das Team des Kältetelefons 122 Mal aus, um Hilfe anzubieten.

Die Caritas ist nicht nur bei diesem Dienst auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen, sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck: „Wir brauchen Leute, die sehr aufmerksam sind, und die uns sagen: Da gibt es Not! Wir brauchen aber auch Menschen, die uns helfen beim Helfen - wenn sie in der Notschlafstelle mithelfen, indem sie Lebensmittel aufbereiten, Nachtdienste machen - da brauchen wir Unterstützung, oder auch beim Fahren des Fahrzeuges, damit wir in der Stadt möglichst präsent sein können und dort, wo wir erfahren, da gibt es Not, auch gleich da sein können.“

Auch Kautionsfonds aufgestockt

Im Rahmen des „Pakets gegen die Kälte“ stockte das Land schließlich auch noch den sogenannte Kautionsfonds auf, denn durch rechtzeitige Hilfe soll verhindert werden, dass Menschen überhaupt auf der Straße landen.

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