Neues Frauenkrebshilfezentrum eröffnet

„Ich habe den Krebs nie als Feind betrachtet - sondern ihn als Teil von mir angenommen“, sagt Dagmar Koller. Um andere auf ihrem Weg mit der Krankheit zu begleiten, schuf sie das Frauenkrebshilfezentrum Südoststeiermark.

„Herzlich willkommen!“, grüßt Dagmar Koller und strahlt. Am Samstag wird ihr Herzensprojekt - das Frauenkrebshilfezentrum Südoststeiermark - eröffnet. Das Motto hier im Birkenhof in Bad Gleichenberg lautet „Miteinander - Zueinander“: „Es darf gelacht werden, es darf geweint werden“, stellt die diplomierte Mentaltrainerin klar.

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Das Motto „Miteinander - Zueinander“ prangt im Foyer des neuen Zentrums

„Ich bin sehr glücklich, dass ich aus diesem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, das meinem Vater gehört, dem Birkenhof, nun etwas gemacht habe, das vielen Frauen, die an Krebs erkrankt sind, eine Stätte der Zukunft und Geborgenheit bieten kann“, so die Botschafterin der Frauenkrebshilfe Österreich.

Dagmar Koller, Leiterin der Frauenkrebshilfe Südoststeiermark

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Die diplomierte Mentaltrainerin Dagmar Koller ist Botschafterin der Frauenkrebshilfe Österreich und leitet die Frauenkrebshilfe Südoststeiermark

„Es war ein Schock“

2013 entdeckten die Ärzte im Rahmen einer Zufallsuntersuchung bei Koller den Krebs: „Tubenkarzinom Figo III C“, lautete die Diagnose, „ein sehr, sehrbösartiger Eileitertumor“, erklärt die Leiterin des neuen Krebshilfezentrums. Mehrfach wurde sie operiert, hat fordernde Chemotherapien überstanden.

„Es war wirklich ein Schock. Vor allem diese Rasur - wenn man dann plötzlich vor dem Spiegel steht und man ist nackt. Mittlerweile gibt es aber schon viele tolle Möglichkeiten, wie man sich auch in dieser schwierigen Phase schön machen und fühlen kann“, so Koller.

Kostenloses Angebot für Betroffene

Als selbst Betroffene weiß sie, was Frauen brauchen, die mit Krebs leben: „Ich habe den Krebs nie als Feind betrachtet, sondern als Teil von mir angenommen. Mittlerweile sage ich ihm was zu tun ist - und nicht umgekehrt“ - eine Philosophie, die sie auch an andere weitergeben möchte. Dabei arbeite man auch eng mit dem LKH Feldbach-Fürstenfeld zusammen.

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Im „Stüberl“ können sich die Frauen austauschen

Das Angebot des gemeinnützigen Vereins, der auf Spenden angewiesen ist, ist kostenlos. Es reicht von psychologischer Begleitung bis zur praktischen Lebenshilfe mit Fragestellungen wie „Wie schminke ich mir Augenbrauen?“ oder „Was mache ich, wenn mir durch die Chemo die Haare ausfallen?“

Termine:

  • Tag der offenen Tür und Flohmarkt am 20.11.2018 von 9.00 bis 17.00 Uhr
  • Ladys-Day zum Erfahrungsaustausch für Betroffene am 27.11.2018, 11.12.2018, und 8.1.2019 jeweils von 15.00 bis 17.00 Uhr
  • Ladys-Day-Weihnachtsfeier am 18.12.2018 von 15.00 bis 17.00 Uhr

Adresse:

Frauenkrebshilfezentrum Südoststeiermark, Villa Birkenhof Albrechtstraße 12, 8344 Bad Gleichenberg

Einstellen auf Veränderungen

„Es ändert sich alles, wenn man an Krebs erkrankt ist. Nicht nur, dass man die Haare verliert. Es kommen die Schmerzen dazu, man hat ganz andere Interessen als zuvor, kann auch am gesellschaftlichen Leben nicht mehr so teilnehmen wie zuvor: Man will es von der psychischen Komponente her nicht, schafft es aber auch körperlich nicht mehr. Doch man muss sich erst einmal fangen, um sich dann Strategien zurechtzulegen“, spricht die Botschafterin der Frauenkrebshilfe aus eigener Erfahrung.

Ein Hort und Herzstück

Im neuen Zentrum sollen krebskranke Frauen und ihre Familien zusammenkommen, so Koller: „Die Partner, die Familien, die Angehörigen, die Interessierten - sie alle wollen wir mit ins Boot holen. Die Familie ist oft überforderter und stärker belastet als der Betroffene selbst.“ Doch es gibt auch einen Bereich, der nur den Frauen gehört - in dem sie Perücken und Tücher ablegen können - „einen Hort, unser Herzstück. Ein Ort, zu dem wirklich nur wir Betroffenen Zugang haben, alles draußen lassen und einfach sein dürfen“, schildert die Mentaltrainerin.

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Viel Platz für Tanz, Therapie und Bewegung war Koller wichtig

Darüber hinaus gibt es einen Raum für Tanz, Therapie und Yoga, einen Bastelraum, eine Küche, ein Stüberl und vieles mehr, um das umfangreich geplante Angebot an Workshops rund um Bewegung, Musik, Basteln oder Kochen unterzubringen, das vorerst dienstags einmal monatlich stattfinden soll.

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In der Küche will man beim gemeinsamen Kochen zusammenkommen

„Wir sitzen alle im gleichen Boot, wir sprechen alle die gleiche Sprache. Mit dieser Einrichtung will ich den Betroffenen sagen: Du bist nicht allein’“, so Koller, die in bewundernswerter Weise all ihre Kraft einsetzt: „Ohne die Medizin, die Ärzte, das Pflegeteam, die Therapeuten gäbe es mich nicht mehr. Diese Hilfe möchte ich jetzt weitergeben. Und Danke sagen.“

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