Ökonomische Gewalt an Frauen oft übersehen

Am 25. November beginnen wieder „16 Tage gegen Gewalt“: Dabei wird weltweit auf Gewalt an Mädchen und Frauen hingewiesen. In der Steiermark steht heuer die ökonomische Gewalt, also finanzielle Abhängigkeit, im Mittelpunkt.

Jede fünfte Frau in Österreich ist körperlicher oder sexueller Gewalt im Familien- und Freundeskreis ausgesetzt, das zeigen Zahlen aus polizeilichen Wegweisungen oder Aussagen betroffener Frauen in Beratungsgesprächen - viele Frauen sprechen allerdings nicht über die Gewalt, der sie ausgesetzt sind.

Die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ soll weltweit darauf aufmerksam machen, dass Gewalt gegen Mädchen und Frauen eine Menschenrechtsverletzung ist. Der Grazer Uhrturm, die Oper und das Schloss Trautenfels werden aus diesem Grund in oranges Licht getaucht. Die Aktionen beginnen am 25. November, dem internationalen Gedenktag für Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren haben.

Betroffene bemerken oft selbst nichts

In der Steiermark wird der Schwerpunkt heuer auf ökonomische Gewalt gelegt: Diese wird oft von den betroffenen Frauen selbst nicht erkannt – im Gegensatz zu körperlicher oder psychischer Gewalt. 3.100 Frauen wandten sich im vergangenen Jahr an die Beratungsstelle des Frauenservice Graz, sagt deren Leiterin Petra Leschanz: „Wo die Alarmglocken läuten, ist, wenn eine Frau sagt, dass sich bei ihr der finanzielle Bewegungsspielraum darauf beschränkt, dass sie im Monat 200 Euro an Familienbeihilfe überwiesen bekommt.“

Aus finanziellen Gründen in der Beziehung bleiben

Es gibt laut Leschanz auch viele Frauen, die aus ländlichen Regionen nicht in die Beratungsstelle kommen können, weil ihnen das Geld für die Fahrkarte nach Graz fehlt. Ökonomische Gewalt führt zu sozialer Isolation und tritt häufig in Kombination mit körperlicher oder psychischer Gewalt auf: 173 Frauen suchten im Vorjahr in einem der beiden steirischen Frauenhäuser Schutz.

Jede Dritte von ihnen war auch wirtschaftlich stark unter Druck, erzählt Michaela Gosch vom Verein Frauenhäuser Steiermark: „Wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass ich einen Job bekomme. Wenn ich nicht weiß, ob ich, wenn ich einen Job habe, Kinderbetreuungsmöglichkeiten habe, wenn mein Mann mir sagt, er schaut nicht auf die Kinder, und wenn ich keine Möglichkeit habe, mir ein eigenständiges Leben vorzustellen, dann bleibe ich in dieser Beziehung."

Ausbau der Kinderbetreuung soll helfen

Die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ soll in diesen Fällen Bewusstsein schaffen. Besonders müsse die Eigenständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen forciert werden, sagt Frauenlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ): „Pensionen, Ausbau der Kinderbildung und –betreuung sind ganz wesentliche Faktoren, um Frauen ökonomisch abzusichern. Außerdem braucht es die Möglichkeit, Bildungsabschlüsse nachzuholen. Wir haben noch immer sehr viele Mädchen und junge Frauen, die den entsprechenden Pflichtschulabschluss nicht haben.“

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