Eisenerz baut wieder in Richtung Zukunft

Eisenerz hat in den letzten 50 Jahren zwei Drittel seiner Einwohner verloren. Seit Jahren wird Infrastruktur rückgebaut, in jüngster Zeit baut man aber wieder zunehmend in Richtung Zukunft.

Eisenerz machte in den letzten 50 Jahren starke Veränderungen durch: Von der florierenden Bergwerksstadt mit rund 12.000 Einwohnern zu einer Stadt in der heute etwa 4.000 Menschen leben.

Stadt wieder lebendig machen

Viele der Jungen sind weggezogen, Arbeit gibt es für sie kaum. Auch viele Wohnungen und Geschäfte stehen leer - doch was es gibt, ist das Bemühen der Eisenerzer, die Stadt wieder lebendig zu machen. Bianca Klapfer ist geblieben: „Ich pendle seit mittlerweile über zehn Jahren. Ich bin früher nach Krieglach gependelt, das sind 86 Kilometer eine Strecke, jetzt bin ich mittlerweile in Leoben tätig, da erspar ich mir schon die Hälfte an Kilometern bei einer Fahrt. Es kostet schon Zeit und auch Geld.“

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Trotzdem kann sie sich nicht vorstellen, woanders zu leben, „weil ich gerne daheim bin, weil es da schön ist, weil da meine Familie ist, weil da meine Freunde sind, und weil ich da verwurzelt bin.“

Reduzierter Mitarbeiterstand

Tief verwurzelt mit der Stadt und dem Erzberg ist auch der ehemalige Bergmann Rupert Kerschbaum Steiner: „Der Mitarbeiterstand hat sich fast genau auf zehn Prozent reduziert. Es waren ungefähr 2.000, 2.200 Leute, wie ich in der Werkschule angefangen habe. Und jetzt, wie ich in Pension gegangen bin, nach 44 Jahren, sind es 220, 230 Mitarbeiter.“

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Dass immer weniger Menschen in der Stadt leben, hat er oft zu spüren bekommen: „Ich bin nie ein großer Sportler gewesen, also ich bin mehr bei den Traditionsvereinen gewesen und da merkt man es natürlich, wenn du keine Leute hast, die mitarbeiten, das war das Gravierende.“

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„Brennpunkt“ aus Eisenerz:

ORF Steiermark-Redakteurin Candida Buchrieser war für einen Lokalaugenschein in Eisenerz.

Tunnelzentrum als Zukunftshoffnung

Neue Jobs und neues Leben in die Stadt bringen soll das gerade entstehende Zentrum am Berg. Das Tunnelzentrum der Montanuniversität im Erzberg mit Eisenbahn-, Straßen- und Versuchstunnel ist neben der Forschung auch für das Training von Einsatzorganisationen da, so der Leiter des Zentrums, Robert Galler: „Wo haben Sie schon mehr als 400 Meter Doppelröhren Autobahntunnel zum Üben zur Verfügung, mit Zwischendecke, wie es im Gleinalmtunnel beispielsweise gerade ist. Auf der anderen Seite ist es auch für Nutzer der Infrastruktur gedacht. Wer weiß schon, wie er sich ganz genau verhalten soll beim nächsten Unfall im Eisenbahntunnel oder auch im Autobahntunnel.“

Hotellerie für Gäste fehlt

Ende kommenden Jahres soll das Zentrum fertig sein, doch auch jetzt kommen schon viele Gäste - diese wohnen allerdings oft nicht beim Berg, so Galler: „Den Gutteil haben wir in Leoben untergebracht. Sie müssen sich vorstellen, die Gruppen kommen aus Japan, aus Australien, die sind gewisse Standards gewohnt, die wir hier noch nicht zu 100 Prozent anbieten können. Es wäre natürlich super, wenn wir hier in der Hotellerie und Gastronomie ein bisschen aufwerten könnten, um auch solche Gruppen, die international eintreffen, auch in Eisenerz nächtigen lassen zu können.“

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Das sieht auch Bürgermeisterin Christine Holzweber so: „Genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen und alles versuchen, dass wir hier eine adäquate Hotellerie bekommen. Aber an dem arbeiten wir gemeinsam mit dem Land, denn da sind unsere Netzwerke, die wir vor Ort haben ein bisschen zu eng.“

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