Engel und Bücher: Stift Rein sucht Paten

Rund 200 barocke Engel tummeln sich in der Basilika von Stift Rein bei Graz - sie wurden in den vergangenen Jahren mithilfe von Spenden renoviert. Einige Exemplare warten noch auf Paten - ebenso wie Hunderte Bücher in der Bibliothek.

Sie sitzen, stehen und schweben auf und über den elf Altären, der Kanzel, der Chorbrüstung und dem Oratorium: Die 175 Engelsfiguren, die seit rund 250 Jahren die Basilika von Stift Rein zieren. Seit dem Jahr 2012 hat das Stift für die Erhaltung der vom Verfall bedrohten Figuren „Engelpaten“ gesucht - und gefunden: „Gegen einen Restaurierungsbeitrag zwischen 500 und 2.500 Euro konnte eine Engelpatenschaft übernommen werden“, schildert Initiator Pater August Janisch, „die Aktion ‚Reiner Engel suchen Paten‘ ist praktisch abgeschlossen und die Engel restauriert“.

„Mit der Renovierung nie fertig“

„Doch ein altes Stift wie unseres ist mit der Renovierung nie fertig. Da gibt es laufend was zu tun, und da sind sicher noch zwei Dutzende Engel, die Josef Adam Mölk 1765/66 in Fresko-Technik ausführte und deren Patenschaft vergeben werden kann“, betonte Janisch. Wer einen Geldbetrag zwischen 500 und 1.000 Euro spendet, erhält eine Urkunde, die den Zahlenden als Paten eines gemalten Engels ausweist. Das Geld werde dann für anstehende Renovierungsarbeiten und -pläne, „beispielsweise für die Sockelzone im Mittelteil der Kirche“ verwendet, wie Janisch ausführt.

Stift Rein sucht Paten

APA/Stift Rein

In den vergangenen knapp 890 Jahren seit der Gründung des Klosters ging die Zeit aber auch an den Büchern und Archivalien des Stiftes nicht spurlos vorüber: Weit über 100.000 Handschriften des Mittelalters, Frühdrucke bis 1500 (Inkunabeln), aber auch wertvolle Bücher und Objekte des 16., 17. und 18. Jahrhunderts lagern in der Stiftsbibliothek und dem Archiv, schildert der 76-jährige Zisterziensermönch.

Bücherwurm setzt Büchern stark zu

Viele davon müssten dringend restauriert werden, denn langjährige Nutzung, Säurefraß und die Larven von Nagekäferarten - sogenannte Bücherwürmer - haben dem Papier, den Einbänden und Buchblöcken stark zugesetzt. „Hier brauchen wir weitere Hilfe und viele Freunde, die uns unterstützen, die kostbaren Inhalte für weitere Generationen zu bewahren“, so der Reiner Pater.

Stift Rein sucht Paten

APA/Stift Rein

„Wer heute mehr über die Ursprünge von steirischen Dörfern wissen möchte, findet im Reiner Stiftsarchiv die ältesten Aufzeichnungen: Ab dem 14. Jahrhundert haben die Reiner Mönche beispielsweise in den Urbaren, den Grundbüchern, genau über Besitzverhältnisse und Erntemengen Buch geführt“, erläutert Janisch, „selbst die erste Nennung von Graz findet sich in einer Urkunde in unserem Stift“.

Interesse an einer Patenschaft?

Interessenten können sich direkt an Pater August Janisch wenden.

Spendenkonto:
Raiffeisenbank Hitzendorf-Rein
IBAN: AT59 3813 8000 0103 0675
BIC: RZSTAT2G138
Die Unterstützung ist steuerlich absetzbar, wenn Vor-und Zuname sowie Geburtsdatum angegeben werden.

Noch viele „Patienten“

Die Buchpatenschaft wurde bereits im Jahr 2004 ins Leben gerufen, an die 300 Werke - Janisch spricht von „Patienten“ - konnten seither bereits gerettet werden. Auf der Liste der Buchpaten befinden sich neben privaten Spendern, etliche große steirische Unternehmen, Banken, aber beispielsweise auch ein Gasthof aus der Region, eine Grazer Juristenrunde, ein Bezirkshauptmann, der sich zum Geburtstag eine Beteiligung an Buchpatenschaften wünschte - bis hin zu Pater August selbst: „Nach Führungen bekomme ich immer wieder Trinkgeld, das wird dann für weitere Buchrenovierungen eingesetzt. Es hängt einfach mein ganzes Herzblut an dieser Sache“.

Welche Spende ihn persönlich sehr berührt habe? „Da war eine Dame bei meiner Führung. Sie hat sich Tage später gemeldet und erzählt, dass sie die Patenschaft im Gedenken an ihren Vater, der ein ‚Bücherfreund‘ gewesen sei, übernehmen wolle. Der Mann war, wie sie mir dann erzählte, bereits im Jahr 1945 in Polen gefallen“, erinnert sich Janisch.

Stift Rein sucht Paten

APA/Stift Rein

Rund 20 Codices und gebundene Archivalien umfasst die Liste jener Objekte, die als nächstes renoviert werden sollten. Die Kostenvoranschläge betragen zwischen rund 500 und 2.600 Euro. „Ein Beiblatt im restaurierten Buch nennt den Namen des Paten und wird späteren Benutzern zeigen, wer die Restaurierung ermöglich hat“, erklärt Janisch. Jeder Pate erhalte zudem eine Urkunde vom Stift Rein.

Ältestes Zisterzienserkloster der Welt

Stift Rein wurde im Jahr 1129 - noch zu Lebzeiten des wichtigsten Heiligen des Ordens, Bernhard von Clairvaux (1090-1153) - gegründet und ist das älteste durchgehend bewohnte Zisterzienserkloster der Welt. Der Konvent zählt zurzeit 15 Zisterziensermönche, die rund ein Dutzend Stiftspfarren betreuen. Das Stift betreibt zudem das einzige Gymnasium im Bezirk Graz-Umgebung.

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