KZ-Besuche gegen Holocaust-Unwissen gefordert

Die Ergebnisse einer Studie zum (Nicht-)Wissen der Österreicher über den Holocaust sind für den Grazer Historiker Helmut Konrad besorgniserregend: Er fordert daher einen für Schüler verpflichtenden Besuch des KZ Mauthausen.

Konrad ist einer der renommiertesten Historiker des Landes: Mehr als 30 Jahre lang hat der gebürtige Kärntner und Wahlsteirer an der Uni Graz Geschichtslehrer ausgebildet und dabei immer einen besonderen Schwerpunkt auf das dunkle Kapitel Nazi-Regime gelegt, wie er sagte.

Gefährliches Falschwissen

Die Ergebnisse der Studie der Claims Conference - mehr dazu in news.ORF.at - bezeichnete er als „erschreckend“: Dass mehr als die Hälfte nicht wusste, dass sechs Millionen Juden ermordet wurden, und 13 Prozent der jüngeren Befragten meinten, dass diese Zahl „weit übertrieben“ sei, ist für Konrad gefährliches Falschwissen.

Schule besucht Gedenkstätte Mauthausen

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Zwischen 1938 und 1945 waren etwa 190.000 Menschen im Konzentrationslager Mauthausen, dem Zweitlager Gusen und einem der Außenlager inhaftiert

„Die wissen über den Holocaust, verharmlosen ihn aber - und das muss von irgendwoher kommen. Diese ‚Fake News‘ kommen vielleicht von der Elterngeneration, von der Großelterngeneration oder werden in irgendwelchen Clubs, Vereinen und Cliquen weitergetragen. Und da ist es wesentlich schwer, dagegen zu agieren“, so Konrad.

42 Prozent der Befragten kannten Mauthausen nicht

Nichtwissen könne man hingegen mit Bildung begegnen, sagte der ehemalige Rektor der Uni Graz und bezog sich damit auf das Ergebnis der Studie betreffend Mauthausen. 42 Prozent der Befragten kannten das Konzentrationslager nicht. Ein Besuch dort sollte für jede Schulklasse zur Pflicht werden.

Schule besucht Gedenkstätte Mauthausen

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Als Gedenkstätte bietet Mauthausen heute unterschiedlichste Bildungsangebote

„Jeder, der durch Mauthausen durchgegangen ist, dem bleibt das für sein Leben im Gedächtnis. Selbst wenn man das eine oder andere relativiert, bringt man es nicht ganz weg. Also wer in Mauthausen war, der kann mit dem Holocaust nicht mehr so umgehen, wie es jetzt offenbar nach dieser Umfrage ein guter Teil der jungen Österreicher tut. Also: Mauthausen zum Pflichtbesuch machen!“, so Konrad.

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Helmut Konrad im Radio-Steiermark-Interview mit Robert Neukirchner

Der Zeitgeschichteunterricht sollte laut Konrad vor allem im Pflichtschulbereich „nachgeschärft“ werden - und auch die Politik nahm der Historiker in die Pflicht: „Ich denke, dass wir gerade eine Phase erhöhter Aufmerksamkeit haben: Grenzüberschreitungen; diese Worte, die man wählen kann oder nicht, ‚Umvolkung‘ oder Ähnliches - dadurch gibt es so etwas wie eine Neugier.“ Diese Neugier sollte die Bundesregierung mit mehr Aufklärung und Information stillen, so Konrad.

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