Leitspital Liezen: DKH-Mitarbeiter gekündigt

Wenige Tage vor der Volksbefragung zum Bau eines Leitspitals in Liezen hat ein Mitarbeiter des DKH Schladming einen kritischen Leserbrief verfasst. Der Mann wurde entlassen. KPÖ, FPÖ und Grüne wittern einen Skandal.

Der Mann soll fünf Jahre im Controlling und Qualitätsmanagement des Diakonissenkrankenhauses Schladming (DKH) tätig gewesen sein. Er schrieb vor der Volksbefragung über das Leitspital im Bezirk Liezen einen Leserbrief, der am 3. April in den „Ennsseiten“ veröffentlicht wurde. In diesem äußert er – ohne seine Funktion zu nennen – seine Skepsis bezüglich des geplanten Leitspital-Standorts sowie der Zusammenarbeit mit der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes.

Opposition spricht von „Skandal“

Zwei Tage nach Erscheinen des Leserbriefes sei er gekündigt worden, kritisierten die Grünen am Freitag in einer Aussendung: „Welche Abmachungen, Nebenvereinbarungen und Abhängigkeiten gibt es zwischen der KAGes und der Klinik, die eine derartige Reaktion begründbar machen?“ fragte Landtagsklubobmann Lambert Schönleitner. Er will die Causa in der kommenden Landtagssitzung zum Thema machen.

„Der Druck auf Beschäftigte, zur Schließungspolitik des Landes zu schweigen, ist groß. Es wird offenbar zu allen Mitteln gegriffen, um Kritikerinnen und Kritiker mundtot zu machen. Der Landtag wird sich mit dem Fall beschäftigen. Sollte sich herausstellen, dass der Beschäftigte wirklich seine Arbeit verloren hat, weil er sich kritisch zum Leitspital geäußert hat, ist das ein Skandal, der seinesgleichen sucht“, sagt KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler am Freitag.

Diakonissenkrankenhaus Schladming

APA/Barbara Gindl

Das DKH Schladming sorgt mit einer Entlassung für Wirbel

FPÖ-Landtagsabgeordneter Albert Royer teilt in einer Aussendung mit: „Dieses Vorgehen der Zentralisierungsbefürworter stellt zweifelsohne einen handfesten Skandal dar.“ Es stelle sich die Frage, ob es für KAGes-Mitarbeiter einen einseitigen „Maulkorb“ im Vorfeld der Volksbefragung gegeben habe.

DKH dementiert Zusammenhang mit Leserbrief

Das Krankenhaus teilte Freitagnachmittag auf Nachfrage der Austria Presse Agentur (APA) mit: „Wir trennen uns von Mitarbeitern nicht leichtfertig. Auch bei der aktuellen Trennung von unserem Mitarbeiter waren wir dieser Einstellung treu. Seit mehr als einem Jahr war man mit dem Mitarbeiter in grundsätzlichen Gesprächen. Die letzten Gespräche haben unter Einbeziehung des Betriebsrats stattgefunden. Die Entscheidung erfolgte im Leitungsgremium der Klinik. Diesem Beschluss ist ein ausführlicher Diskussionsprozess vorangegangen.“ Man bitte um Verständnis, „dass zu den Beweggründungen von internen Personalentscheidungen keine Auskunft erteilt werden kann. Auch in unserem Leitbild steht, dass wir Kommunikation auf Augenhöhe suchen und dies gilt auch für diese Entscheidung.“

Die Landesregierung plant, die derzeitigen Krankenhäuser in Bad Aussee, Rottenmann und Schladming zu schließen und ein neues, im Bezirk Liezen zentral gelegenes „Leitspital“ in Stainach-Pürgg zu bauen. In einer Volksbefragung hat sich die Bevölkerung des Bezirkes allerdings mit einer deutlichen Mehrheit gegen diese Pläne ausgesprochen – mehr dazu in Klares Nein zum Leitspital (7.4.2019).