Mehr psychologische Hilfe für Häftlinge gefordert

In der Steiermark begehen immer mehr Häftlinge Straftaten innerhalb der Gefängnisse. Vom Verein Neustart, der in der Steiermark Häftlinge betreut, heißt es: Schärfere Sanktionen oder Strafen würden nicht zur Deeskalation beitragen.

„Unsere Waffe ist das Gespräch“: Mit diesem Zugang arbeite der Verein Neustart, sagt Anneliese Pieber von Neustart. „Die Resozialisierung soll eigentlich mit dem ersten Tag der Haft beginnen und nicht erst nach der Haft“, sagt sie. Deshalb sehe man nicht, dass es zu wenig Rechte für die eine oder zu viele Rechte für die andere Seite gebe, so Pieber am Donnerstag.

Kritik von Justizwachegewerkschaft

Am Mittwoch hatte der steirische Landesvorsitzende der Justizwachegewerkschaft beklagt, dass Häftlinge zu viele Rechte hätten und den Justizwachebeamten die Hände gebunden seien - damit sinke die Hemmschwelle, Straftaten innerhalb der Haftanstalt zu begehen. Früher sei ein Fernsehgerät für einen Häftling eine Vergünstigung gewesen, heute ist es ein Recht - auch bei einem Fehlverhalten eines Insassen darf ein Radio oder Fernsehapparat nicht entzogen werden. Früher hätten renitente Insassen bis zu zwei Wochen in einer abgesonderten Zelle verbringen müssen, bis sie wieder in den normalen Strafvollzug zurückkehren konnten, während das heute oft schon nach ein paar Stunden passiere, heißt es von der Gewerkschaft - mehr dazu in Nach Zellenbrand: Kritik von Justizwachegewerkschaft.

„Mehr mit Insassen arbeiten“

Anneliese Piber von Neustart entgegnet, dass strengere Strafen oder Absonderungen noch niemanden dazu gebracht hätten, nachhaltig an seinem Verhalten zu arbeiten oder sein Verhalten zum Positiven zu verändern. „Unser Zugang ist, dass man mit den Insassen intensiver arbeiten muss - vielleicht auch mehr konfrontierend arbeitet - und ihnen zu lernen, wie man mit diesen Konflikten konstruktiv umgehen kann“, so Pieber.

Das sei jedoch nur mit mehr Personal möglich, meint Pieber: „Wir glauben, wenn es mehr Sozialarbeiter, Psychologen und Psychotherapeuten in den Anstalten geben würde, dass es dann auch möglich ist, dieses Aggressionspotenzial das vorherrscht, und diesen Druck, der auch auf der Justizwache lastet, zu reduzieren.“ Anneliese Pieber denkt dabei etwa an verstärkte Anti-Gewalttrainings oder Gruppen, in denen soziales Lernen geübt wird.

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