Max Lercher verspricht „kantige“ Politik

Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher steht vor einem Comeback. Der Steirer wird Nummer eins auf der Nationalratswahlliste der SPÖ im Wahlkreis Obersteiermark. Er versprach „kantige und bodenständige“ Politik.

Ende September 2018 wurde der Obersteirer Max Lercher von der neuen SPÖ-Bundesparteiobfrau Pamela Rendi-Wagner als Bundesgeschäftsführer abgelöst und durch Thomas Drozda ersetzt. Der Unmut innerhalb der steirischen SPÖ über diese Entscheidung war groß - mehr dazu in SPÖ: Lercher ruft Partei zu Zusammenhalt auf (27.9.2018) und in SPÖ: Bund und Land wieder versöhnt (5.10.2018). Lercher wurde danach Geschäftsführer der parteinahen Leykam Medien AG - mehr dazu in Max Lercher wird Leykam-Chef. Jetzt, acht Monate später, bahnt sich ein Comeback Lerchers an.

Sitz im Nationalrat sicher

Mit der Position als Nummer auf der Nationalratswahlliste der SPÖ im Wahlkreis Obersteiermark wird Max Lercher wieder nach Wien übersiedeln. Die Nummer eins der SPÖ in der Obersteiermark hat den Sitz im Nationalrat nämlich sicher.

Max Lercher

ORF

Perspektivenwechsel

"Die Zeit in der Politpause sei für ihn, so Lercher im Interview mit dem ORF Steiermark „sehr fordernd“ gewesen: „Ein Auf und Ab. Wenn im Leben viel passiert, dann muss man sich sortieren. Aber im Gegenteil: Es ist gut einmal einen anderen Blick zu bekommen.“

„Es ist Zeit, beizutragen“

Als Motivation für sein Comeback sieht Lercher den Wunsch, politisch wieder einen Beitrag zu leisten: „Es ist Zeit, beizutragen. Die Stimmung gegenüber dem politischen System ist, um es schön zu formulieren, im Keller. Und ich glaube, ich bin jemand, der glaubwürdig und bodenständig im Wahlkampf jetzt etwas beitragen kann, indem ich kämpfe für eine neue Kultur, für Veränderung in Österreich, dass nicht nur Parteien miteinander reden sondern, dass wir uns konkret wieder darüber unterhalten, was brauchen die Leute im Land.“

„Kantig und bodenständig“

Lercher trat für einen „kantigen“ Stil ein: „Die Leute brauchen ehrliche Politik zu allererst, Vertrauen wieder in die Politik und eine Sozialdemokratie, die bodenständig und kantig anspricht, was ist. Es ist mein Anspruch, dazusein für die Leute, die lange nicht gehört wurden“, sagte Lercher.

„Bin dort, wo ich gebraucht werde“

Die Stellung der Sozialdemokratie in Österreich bewerte er als „eine durchaus gute“, sagte Lercher. Zu SPÖ-Chefin und Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner stehe er „gut, sonst würde ich nicht auf der Liste der Sozialdemokratie kandidieren. Es war ihre Entscheidung, die steht ihr zu, die habe ich respektiert, und ich habe immer gesagt, ich bin dort, wo ich gebraucht werde.“

Ein Paar Schuhe soll weggeworfen werden

Die politischen Vorgänge der vergangenen Wochen hätten ihn „schockiert“, so Lercher, „da habe ich mich sehr gewundert, was alles möglich ist. Aber dann habe ich nach vorne geblickt. Es geht um die Zukunft.“ Für die kommenden Monate habe er sich vorgenommen „am Wahltag ein Paar Schuhe wegzuwerfen. Ich werde rennen und brennen, um mit den Menschen im Land gemeinsam und für die Interessen der Bevölkerung etwas zu erreichen.“

Max Lercher und Michael Schickhofer

SPÖ

Persönliche Entscheidung Schickhofers

Die Entscheidung für dieses Comeback traf der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer persönlich. Für ihn sei Lercher „ein starkes Signal an die Parteibasis“, so Schickhofer. Lercher lebe den steirischen Stil, er spreche sehr klar und verständlich alles an, ohne untergriffig zu werden, lobte Schickhofer den Ex-Bundes- und Landesgeschäftsführer.

Aufsehen mit politischem Aschermittwoch

Zuletzt hatte Lercher für Aufsehen gesorgt, als er in Judenburg zum politischen Aschermittwoch lud. Dort verlangte er eine Arbeiterquote in den SPÖ-Parteigremien und meinte, dass der Partei eine Proletenkultur gut anstehen würde. In Richtung Bundespartei forderte Lercher, dass die Sozialdemokratie nicht belehren dürfe, sondern kämpfen müsse.

Rückhalt aus Tirol

Erst am Dienstag hatte sich der Tiroler SPÖ-Parteichef Georg Dornauer für ein Comeback von Max Lercher stark gemacht. Nach der Niederlage bei der EU-Wahl müsse die Partei wieder erfahrene Menschen rekrutieren, so Dornauer vor dem Parteipräsidium. Namentlich nannte er Max Lercher. Wie die Bundesparteispitze zur Entscheidung der steirischen SPÖ steht, ist bislang nicht bekannt.