Gerhard Roths „Innenwelten“ in St. Ulrich

Gerhard Roth, einer der bekanntesten Schriftsteller Österreichs, fotografiert auch. Das Greith-Haus in St. Ulrich zeigt seine aktuellen Fotos in der Ausstellung „Innenwelten“. Die Schau ist die erste unter der neuen Obfrau des Greith-Hauses, Corinna Löw.

Es sind Menschen aus seinem nächsten Umfeld in Obergreith, die Gerhard Roth im Foto portraitiert hat: Menschen beim Abfischen, bei der Schlachtung eines Lammes, oder bei der Bienenzucht.

Gerhard Roth Fotoausstellung

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Blick als Arzt

Dabei schaut der Schriftsteller ganz genau hin und zeigt auch Details von verrostetem Eisen, Eis-Kristallen oder die Strukturen, die der Borkenkäfer in eine Rind gefressen hat: „Den Blick habe ich von meinem Vater, der war Arzt. Ich habe auch Medizin studiert. Mein Vater hat mich immer darauf hingewiesen, dass ich objektiv und genau schauen soll, dass nichts entgehen soll. Es eröffnet sich dann eine ganz andere, neue Welt“, so Roth.

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Erinnerungssplitter

Und an dieser Welt - dem Mikro- wie dem Makro-Kosmos im Greith - lässt Gerhard Roth nun die Besucher teilhaben. Bisher sind viele Bilder in Zusammenhang mit seinem schriftstellerischen Werk entstanden. „Wenn ich eine Wanderung oder eine Reise unternehme, habe ich meist viele Eindrücke, die ich an Ort und Stelle notieren müsste. Da ich das zu umständlich finde, mache ich ein Erinnerungsfoto - das ist ein Wahrnehmungssplitter, den ich aufnehme. Wenn ich dann an eine bestimmte Stelle an einem Buch kommen, komme ich wieder auf die Bilder, kommen die Details zurück“, so der schreibende Fotograf.

Gerhard Roth Fotoausstellung

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Drei Leichen und drei Teiche

So haben ihn auch jene drei Teiche in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnhaus inspiriert: Nicht nur auf aktuellen Fotos, sondern auch zum neuesten Roman „Grundriss eines Rätsels“ der im August erscheinen wird. „Es werden in den drei Seen drei Leichen gefunden. Der an sich friedliche Ort hat sich seither auch für mich verändert“, sagt Roth.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“; 17.4.2014

Speicher der Erinnerungen

Von diesen Veränderungen im Vertrauten erzählen die Fotos von Gerhard Roth als eine Art Speicher der Erinnerungen. Es gehe viel ums Hinschauen, aber auch ums Erinnern, so Roth. „Ich bin ein visueller Mensch. Ich merke mir die Wahrnehmungen sehr genau. Daher ist die Fotografie ein Mittel, dass ich immer wieder auf diese Wahrnehmungsspeicher zurückgreifen kann und kontrollieren kann, ob meine Erinnerung noch funktioniert oder das Foto besser ist“, so Roth.

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