Grazer Künstlerhaus zeigt weiße Wände
Im Jahr 1667 wurde auf dem Hofe von König Ludwig XIV der „Salon de Paris“ ins Leben gerufen - eine regelmäßige Kunstausstellung, um den offiziellen höfischen Kunstgeschmack zu propagieren. Später wurde daraus eine der wichtigsten Kunstveranstaltungen.
„Salon Steiermark“ will künstlerisches Kräftemessen
Bis zum 20. Jänner sorgt die aktuelle Ausstellung „Salon Steiermark“ in der Halle für Medien und Kunst des Künstlerhauses für Gesprächsstoff: An den Wänden hängen tatsächlich rund 60 weiße Leinwände, auf denen ausschließlich die Signaturen der jeweiligen Künstler zu sehen sind. Am Ende des Raumes zeigt eine überdimensionale Tapete des Werks „Un Vendredi au Salon des Artistes Français“ des Künstlers Jules-Alexandre Grün eine Szene rund um „einen Freitag im Salon der französischen Künstler“.
Lancien, C. Loisel /Réunion des Musées Métropolitains Rouen Normandie
Ausstellungstipp
Die Ausstellung „Salon Steiermark“ ist bis 20. Jänner im Künstlerhaus zu sehen.
An dieses künstlerische Kräftemessen und gesellschaftliche Treffen lehnt sich das neue Konzept des Künstlerhauses an - ein Wettbewerb für alle Mitglieder der fünf Kunstvereinigungen: Sezession Graz, Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Steiermark, Künstlerbund Graz, Vereinigung Bildender Künstler Steiermark und Steiermärkischer Kunstverein Werkbund.
Kreative Kritik an neuem Konzept
Drei der Vereinigungen haben sich bewusst gegen das neue Konzept eines Wettbewerbes gestellt und mit einer künstlerischen Intervention reagiert, indem sie die weißen Leinwände mit Signatur, Titel und Werkbeschreibung einreichten - mehr dazu in Spannungen um Nutzung des Künstlerhauses (7.12.2018).
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Eine Jury - bestehend aus Günther Holler-Schuster, Johann Baumgartner und Tanja Gurke - kuratierte dennoch eine Ausstellung mit den eingereichten Werken: „Wir waren überrascht, aber haben uns gedacht, das ist eine Herausforderung, der wir uns jetzt stellen müssen. Es gab ja neben diesen 66 monochromen Werken auch ungefähr die gleiche Menge an ‚normalen‘ Werken - sprich Gemälde, Filme, Skulpturen, Zeichnungen.“
Preise für Eberhardt und Weissensteiner
Am Ende verlieh die Jury auch wie geplant zwei Preise - beide gehen an Werke, die nicht zu den reinweißen Interventionen gehören: Als Nachwuchskünstlerin wurde Valentina Eberhardt für ihr Werk „Weihnachten Graz 2050“ ausgezeichnet, mit dem sie auf die globale Erwärmung aufmerksam machen möchte.
Valentina Eberhardt
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 17.12.2018
Mit Kugelschreiber hat die junge Grazerin eine detailgetreue, farbenfrohe Abbildung von exotischen und heimischen Früchten, Tieren und Pflanzen gezeichnet, die so möglicherweise im Jahre 2050 zu Weihnachten auf unseren Tischen sein könnten: „Es treffen sozusagen zwei Welten aufeinander - die afrikanische und die europäische Vegetation“, schildert die 25-Jährige.
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Der Hauptpreis der Jury ging an die über 90 Jahre alte Künstlerin Dorothea Weissensteiner aus der Obersteiermark für ihr Werk „Naturdynamik“: „Meine Malweise hat sich über einen langen Zeitraum entwickelt. Ich nenne das ‚verspielte Gesetzgebung‘ weil man in der Kunst alle Asudrucksmöglichkeiten verwenden kann - doch immer ist alles Natur, weil nichts anderes da sein kann als Natur.“ Für den Publikumspreis haben Besucher bis zum 17. Jänner die Möglichkeit für ihre Lieblingswerke abzustimmen.