Vegane Feiertage: Ostern ohne „Eierpecken“

Ostereier, -schinken, Schokohasen oder Lamm: Ostern ist wie kein anderes Fest mit tierischen Produkten und Symbolen verbunden. Was aber bedeutet das für Menschen, die generell auf tierische Produkte verzichten?

„Ostern ist sicherlich aufgrund der vielen traditionellen Tierprodukte ein heikles Fest für Veganer. Noch vor den Eiern ist da sicher der Verzehr von Lämmern, oder sagen wir es, wie es ist, von Schaf-Babys zu nennen, der von Veganern wohl besonders abgelehnt wird“, sagt Bernhard Sihler, Organisator des Veggie-Stammtisches in Graz. Rund einen Kilo Lammfleisch essen die Österreicher laut Wirtschaftskammer im Jahr. Etwa die Hälfte davon wird zu Ostern verzehrt. Bei den Ostereiern sind es alleine in der Steiermark 9,91 Millionen, heißt es von der Landwirtschaftskammer Steiermark.

Ein semmelfarbener Hase sitzt in einem Korb und schaut in die Kamera, daneben ein rotes Osterei.

Alina Neumann

Ostern geht für viele auch ohne „Eierpecken“ über die Bühne

„Den Verzicht auf klassisch hartgekochte Eier nimmt man hin. Dafür gibt es keine veganen Ersatzprodukte, mit denen man auch ‚Eierpecken‘ spielen könnte“, sagt Sihler. Ganz weggelassen werden die österlichen Symbole allerdings von den Veganern nicht. Eier, etwa aus Edelbitter-Schokolade ohne Milchpulver, „gehören als Fruchtbarkeitssymbol auf jeden Fall zu Ostern dazu“, meint Sihler. Genauso wie Ostern ohne den Hasen kaum vorstellbar sei. „Bei Veganern werden sie nur eben nicht in ihrer tierischen Ursprungsform konsumiert“, sagt der Stammtisch-Organisator.

Pinze und Käse á la vegan

Am Veggie-Stammtisch treffen sich Veganer und Vegetarier an jedem zweiten Donnerstag im Monat. Allgemein sei die Osterjause da aber kein großes Thema. „Die meisten feiern wohl recht traditionell wie bisher und veganisieren einfach einzelne Zutaten der Osterjause“, erläutert Sihler. Alternativen gibt es mittlerweile viele, nicht nur in Fachgeschäften, sondern auch in Supermärkten und Bäckereien. Es werde immer leichter, vegan zu leben, erklärt Sihler. Vegane Käsealternativen stünden an den Osterfeiertagen hoch im Kurs - auch wenn Käse auf der traditionellen Osterjause nicht zu finden ist. „Da guter veganer Käse doch noch recht kostspielig ist, leistet man sich diesen nur zu besonderen Anlässen“, sagt er.

Veganen Ersatz gibt es auch bei der Osterpinze. Die Bäckerei Sorger hat seit einigen Wochen eine Pinze ohne tierische Zutaten im Sortiment. Grundsätzlich gebe es eine Nachfrage nach veganen Produkten. Laut Bäckerei Sorger mit steigender Tendenz. Im konkreten Fall werde die herkömmliche Butterpinze öfter verkauft als die vegane Version. „Wir glauben, dass es noch Zeit braucht, bis das in der Bevölkerung angekommen ist, dass es auch vegane Produkte auf handwerklicher Basis gibt, weil das lange Zeit nur in Spezialshops zu erhalten war“, heißt es von der Bäckerei.

Keine Nachfrage bei Osterbrot-Bäuerinnen

So gut wie keine Nachfragen nach veganem Osterbrot verzeichnen laut Landwirtschaftskammer Steiermark die Osterbrot-Bäuerinnen. Ihren Kunden seien der gute Geschmack der bäuerlichen Brote und die regionale Herkunft der Zutaten wie Butter, Milch, Eier sowie Mehl wichtig. Bei einigen veganen Osterbroten würden viel mehr Zutaten internationaler Herkunft verwendet. „Das steht in völligem Kontrast zu den Gepflogenheiten der Osterbrot-Bäuerinnen, die ausschließlich regionale Lebensmittel verwenden“, so die Landwirtschaftskammer.

Fleischersatz nicht immer beliebt

Eine beliebte Alternative zum Ostergeselchten sei etwa Räuchertofu, weil dieser durch das rauchige Aroma deftig schmecke und deswegen gut zu einer veganen Osterjause passe, ergänzt Bernhard Sihler vom Veggie-Stammtisch. Eine andere Möglichkeit, die Osterjause so originalgetreu wie möglich zu gestalten, stellen Fleischersatzprodukte dar. Diese werden im Verkaufsregal auch als Salami, Aufschnitt oder Schinken bezeichnet.

Bei Biochi in Schladming, einer veganen und vegetarischen Kochschule mit Bio-Bistro und Bio-Laden, hat man diese Produkte erst gar nicht im Sortiment. „Die Veganer, die wir haben, fragen nicht danach. Die wollen gar keine Fleischersatzprodukte“, sagt Gabi Ebner, Chefin von Biochi. In Anbetracht der Zusatzstoffe, die in solchen Ersatzprodukten enthalten seien, wolle sie das gar nicht forcieren. Auch Sihler meint: „Viele verzichten bewusst darauf, auch weil die meisten Ersatzprodukte doch sehr hoch verarbeitet sind.“

Allerdings komme es auch darauf an, ob einem der Fleisch-Geschmack an der Osterjause fehle oder eben nicht. „Es ist ja auch nichts Verwerfliches am Geschmack von Fleisch“, sagt Sihler. Verwerflich sei daran, dass es bisher nötig gewesen sei, Tiere zu schlachten. „Warum Tiere quälen und töten, wenn sich dieser Geschmack auch mit pflanzlichen Zutaten kreieren lässt?“ fragt Sihler. Gerade an den Festtagen, vermutet er, stünden diese Ersatzprodukte hoch im Kurs.

Keine verstärkte Nachfrage zu Ostern

Die Handelsketten Spar und REWE vertreiben seit einigen Jahren vegane Eigenmarken. Zu den Osterfeiertagen verzeichnen sie keine gesteigerte Nachfrage nach Fleischersatzprodukten. „Die umsatz- beziehungsweise absatzstärksten Artikel sind generell Tofu, Hummus (eine Art Kichererbsen-Aufstrich, Anm.) und die Joghurtersatzprodukte“, so Paul Pöttschacher, Sprecher von REWE.

Auch von Spar heißt es, die Hummusprodukte seien am beliebtesten. Zu Ostern stelle sich die Frage, was man zu veganen Produkten zähle. So werde etwa Kren stark nachgefragt, „weil es für viele einfach zur Osterjause dazugehört“, so das Unternehmen. Der Landwirtschaftskammer zufolge essen die Steirer zu Ostern etwa 50 Gramm Kren. Das ist ein Drittel des Jahresverzehrs.

Den Kren legen natürlich die Nicht-Veganer in ihren Osterkorb und lassen ihn segnen. „Vermutlich geht man als Veganer eher nicht zur klassischen Fleischweihe“, sagt Bernhard Sihler. Auch wenn es angeblich schon manche gegeben haben soll, die mit einem Korb voll pflanzlicher Produkte zur Fleischweihe gegangen sind, meint der Veggie-Stammtisch-Organisator mit einem Augenzwinkern.

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