Vier Jahreszeiten auf einer Bühne

Mit seinem letzten Oratorium „Die Jahreszeiten“ hat Joseph Haydn eine stimmungsvolle und bunte musikalische Reise durch das Jahr komponiert. Die Grazer Oper bringt das Werk derzeit als Ballett auf die Bühne.

Beate Vollack

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Mit der Premiere der „Vier Jahreszeiten“ feiert Beate Vollack ihren Einstand als Ballett-Direktorin an der Grazer Oper

In einer Gemälde-Galerie lässt Beate Vollack Haydns „Jahreszeiten“ erblühen. Die neue Ballett-Direktorin erweckt dabei Bilder aus unterschiedlichen Epochen und Stilen durch den Tanz zum Leben: Manchmal werden Figuren aus den Gemälden lebendig - oder eine Figur träumt sich in eine Szenerie hinein.

Über das Werk sagt Vollack: „Es hat keine wirkliche Geschichte, die es erzählt, es ist voller Emotionen, voller Natur und es ist so vielfältig wie der Tanz auch ist und hat so einen Schwung und Dynamik - ich habe immer Schritte gesehen, immer Leute tanzen gesehen zu der Musik.“

Bunter Strauß an Musik- und Tanzstilen

So hat Vollack einen bunten Strauß an tänzerischen Stilen choreografiert, die sich in der farbenprächtigen Musik Haydns widerspiegeln, "weil er so vielschichtig ist, habe ich auch versucht, möglichst viele Stile zu nehmen: Es gibt Spitzentanz, Barfußtanz, Boots, ländlichen Tanz, filigranes Rokoko - es ist alles dabei“.

Haydn hat mit den 1801 uraufgeführten „Jahreszeiten“ ein buntes musikalisches Potpourri geschaffen, in dem Schwungvolles neben intimen Stellen Platz hat. Haydns Werk blickt einerseits zurück mit Referenzen zu Bachs Fugen, zu Händls Chormusik und zu Mozart, weist aber auch in die Zukunft der Romantik.

„Kaleidoskop vor unseren Augen und Ohren“

„Haydn breitet ein Kaleidoskop vor unseren Augen und unseren Ohren aus, das seines Gleichen sucht. Man kann das mit einem Bild von Breughel vergleichen, etwas, das überbordend ist, wo viele Details verarbeitet sind", zeigt sich Robin Engelen, der musikalische Leiter der Inszenierung, begeistert von Hadyns „Jahreszeiten“.

Tänzer der Oper Graz

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„Es ist so, dass man merkt, dass ein erfahrener Komponist, der sein Leben lang auf große Meisterschaft hingearbeitet hat, seine Lebenssumme zieht und alles in die Musik hineinbringt, was er im Laufe seiner 60-jährigen Karriere erfahren und gelernt hat, und das reißt einfach mit“, so Engelen.

Bis zu 16 Kostümwechsel

Auch die Kostüme reichen - den Bildern entsprechend - von bauschigen Rokoko-Kleidern, über Wander-Kleidung, bis zu Mondrians Bildern nachempfundenen Badeanzügen: Chor, drei Solisten, das Ballett-Ensemble und Statisten spielen, tanzen und singen mit am Gesamt-Bild.

Tänzer der Oper Graz

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„Das ist auch die große Herausforderung, dass die Tänzer fast alle drei bis fünf Minuten in eine andere Rolle, Charakter, Tanzstil schlüpfen. Die Tänzerin, die sich am meisten umzieht, zieht sich 16 Mal um, also da ist einiges los, auch hinter der Bühne ist quasi ein eigenes Ballett", schmunzelt Beate Vollack.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 26.4.2019

Ein Rahmen für Explosionen

Warum sie den musikalischen Bildern von Haydn mit der Galerie - im wahrsten Sinn - einen Rahmen geben wollte? „Von einem Bild auf das andere kann man sofort die Zeit und auch die eigene Stimmung wechseln und mit dieser Gemäldegalerie habe ich mir diese Freiheit selbst erfunden, damit ich das explodieren lassen kann.“

Tänzer der Oper Graz

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Und das ist der neuen Ballett-Direktorin auch gelungen: Mit Haydns „Jahreszeiten“ als Ballett hat Beate Vollack ein farbenfrohes und lebenslustiges Gesamt-Kunstwerk an der Grazer Oper geschaffen.

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