Einfühlsame Kunst: Maler und Friedhofsgärtner
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Die Floristik ist sein Beruf - die Kunst seine Berufung: „Beides geht Hand in Hand - es ist eine wunderbare Symbiose zwischen der Kunst und der Floristik. Es funktioniert wunderbar nebeneinander, ist ein herrliches Miteinander - keiner verdrängt den anderen. Und in beiden Richtungen kann man sich ausleben“, verrät der Künstler und Friedhofsgärtner. Zu Allerheiligen taucht er die Gräber am Grazer Zentralfriedhof in leuchtende Farben, als würde ihm die Erde als Leinwand dienen.
„Will etwas Positives ausdrücken“
Zur Floristik war Gilbert Kleissner alias Cedes aus Verlegenheit gekommen: Weil er nicht wusste, welchen Beruf er ergreifen sollte, versuchte er sich im Blumengeschäft seiner Großmutter. Zur Kunst kam der Florist hingegen schon im zarten Kindesalter: Museumsbesuche mit seinen Eltern sollten ihn früh prägen, ersten Malereien folgten Lehrjahre etwa bei Nitsch. Konzeptkunst, Installationen und Wortwitz sind heute neben der Malerei seine Leidenschaft.
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Was Kunst für ihn bedeutet? „Etwas Emotionales, sehr Impulsives. Die Floristik ist weniger emotional, eher ein Spiel mit Farben. Für mich bedeutet Kunst schon Spaß. Ich will mit meinen Bildern etwas Positives ausdrücken und den Leuten einen freudigen Zugang zu meiner Kunst bieten.“
Zu Grabe getragene Kunst
Sinnlich und bunt interpretiert Kleissner daher auch sensible Themen wie die Vergänglichkeit - so trug er etwa in einer Kunstaktion mit dem Titel „Erbe“ im Rahmen des steirischen herbst 2015 seine eigene Kunst zu Grabe - und zwar auf dem Grazer Zentralfriedhof, mit dem er beruflich so stark verwurzelt ist.
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Kleissner verrät: „Zu der Aktion selbst bin ich durch Nitsch inspiriert worden, bei dem ich zwei Jahre lang Schüler sein durfte. Er hat mit seinen Aktionismen die Menschen bewegt und auch gezeigt, wie interessant und intensiv Kunst sein kann - wie weit man damit gehen kann.“
Das Beste aus zwei Welten
Es sind zwei Welten, in denen sich der Grazer täglich bewegt: Vormittags ist er als Gilbert Kleissner einfühlsam und behutsam im Blumengeschäft, nachmittags darf er sich als Cedes im sogenannten Schaumbad austoben und in seinem Atelier seiner Phantasie freien Lauf lassen.
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Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 28.10.2017
Wieso er den Mix aus beiden Welten so liebt? „Auch die Floristik hat etwas Kreatives an sich - ich möchte es nicht missen. Nur mir persönlich ist es allein zu wenig, im Endeffekt jedes Jahr das Gleiche von den Jahreszeiten her. Das Hauptaugenmerk liegt bei mir auf der Kunst und das lebe ich so richtig aus. Aber begleitend will ich weiterhin die Floristik machen, weil es einfach ein schöner Beruf ist und es mir irrsinnig Spaß macht, mit Blumen zu arbeiten.“