Schulschließungen: 23 Gemeinden kämpfen

Gegen die geplanten Schulschließungen formiert sich Widerstand: 23 Gemeinden zeigten sich bei einem Bürgermeistertreffen am Donnerstag in Leoben kämpferisch - sie wollen eine Schließung ihrer Schulen mit allen Mitteln verhindern.

Für den Kampf gegen die Schulschließungen haben sich die wehrhaften Gemeinden mit einer Art Fünferkomittee „bewaffnet“: Vier Bürgermeister - jene von Stein bei Fürstenfeld, Kleinsölk, Neudorf bei Rassach und Salla - sowie ein Jurist wurden ausgewählt, um Druck auszuüben und die Reformverantwortlichen - namentlich Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ), sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und die zuständige Landesrätin Elisabeth Grossmann (SPÖ) - zu einem gemeinsamen Gespräch über die beschlossenen Schulschließungen an einen Tisch zu bekommen - mehr dazu auch in Bürgermeistertreffen wegen Schulschließungen.

Gespräch mit Voves & Co. gefordert

„Wir fordern, dass die geplanten Schulschließungen für mindestens ein Jahr aufgeschoben werden, um genügend Zeit zu haben, gemeinsam mit den Betroffenen und Schützenhöfer, Voves und Grossmann den richtigen Weg zu finden, was man wirklich tun kann“, so der Sprecher des Komittees, der Bürgermeister von Salla, Siegfried Steurer.

Alle Rechtsmittel ausschöpfen

Auch für den Fall, dass Voves, Schützenhöfer und Grossmann einen gemeinsamen Gesprächstermin verweigern, würde man weiter für den Fortbestand der Schulen kämpfen, so Steurer - und zwar mit allen legalen Mitteln: „Irgendwann werden die Bescheide kommen für die Schulschließung, und wir werden die Bescheide mit einem entsprechenden Rechtsbeistand genauestens prüfen und wenn notwendig alle Rechtsmittel ausschöpfen. Unter anderem wollen wir auch ein Volksbegehren nach dem Volksrechtegesetz anstreben, aber auch Demonstrationen sind dann unvermeidlich.“

Steirischer Bildungsplan, Volksschul-Schließungen

APA/Harald Schneider

Eigene Schule für elf Schüler

Die mit elf Schülern einklassig geführte Volksschule in der Gemeinde Kleinsölk mit rund 600 Einwohnern soll im Herbst 2012 nicht mehr aufsperren.

Sind Schulwege „unzumutbar“?

Grund für den Aufstand der Ortschefs sind die ihrer Meinung nach unzumutbar langen Schulwege, die die meisten Kinder durch die Schließung der örtlichen Schulen künftig in Kauf nehmen müssten - im Schnitt eineinhalb bis zwei Stunden pro Richtung, klagen die Bürgermeister. Das seien Zustände wie vor 100 Jahren und keine Optimierung.

Vor allem die Argumentation der Verantwortlichen, dass die pädagogische Qualität der Kleinstschulen zweifelhaft sei, wollen die Bürgermeister nicht hinnehmen: „Wir können und werden das hundertprozentig widerlegen“, betont der Bürgermeister von Kleinsölk im Bezirk Liezen, Karl Brandner: „Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig, die Bescheide wurden uns noch nicht zugestellt. Wir haben eine dreiwöchige Frist zur Stellungnahme, und die werden wir nicht ungenützt verstreichen lassen“.

Österreichweiter Kriterienkatalog in Arbeit

Unter welchen Rahmenbedingungen Kleinschulen am Land erhalten werden könnten, untersucht man zurzeit an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Graz gemeinsam mit dem renommierten Sozialwissenschaftler Ernst Gehmacher. Ausgehend von der Steiermark soll in einer bundesländerübergreifenden Studie einen objektiven Kriterienkatalog erstellt werden, der aufzeigen soll, wann es sinnvoll erscheint, einen Schulstandort zu erhalten, und wann nicht.