Kurt-Schubert-Gedächtnispreis für Stingl

Der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl ist mit dem Kurt-Schubert-Gedächtnispreis für interreligiöse Verständigung ausgezeichnet worden - und das, obwohl er von sich selbst immer wieder sagt, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören.

„Ein Suchender, ein Ringender, ein Strebender, ein Dienender, wie man ihn sich als Politiker kaum schöner vorstellen kann“ – so beschreibt Petrus Bsteh vom Forum für Weltreligionen den geehrten Altbürgermeister Alfred Stingl.

„Besonnene Stimmen immer willkommen“

Für Bsteh, aber auch für Anas Schakfeh, den langjährigen Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, ist Stingl ein vorbildlicher Mittler zwischen den Religionen: „Auf jeden Fall sind solche besonnenen Stimmen immer willkommen, und wir wünschen uns, dass ihn viele Menschen mit gutem Willen nachahmen.“

Alfred Stingl

ORF

Offen für alle Religionen

In Stingls Amtszeit von 1985 bis 2003 setzte er sich dafür ein, dass in der steirischen Landeshauptstadt die zweite ökumenische Europaversammlung stattfand, die Synagoge wieder eröffnet wurde, der Dalai Lama die buddhistische Kalachakrafeier besuchte und eine muslimische Imame-Konferenz abgehalten wurde.

Auch der katholische Theologe Philipp Harnoncourt sieht in der überreligiösen Ethik eines Alfred Stingl eher einen Vor- denn einen Nachteil: „Ich selbst als überzeugter Angehöriger einer Religion verdanke Alfred Stingl Sichtweisen, die mir allein verschlossen gewesen wären, vor allem eine kritische Sichtweise auf meinen eigenen Standpunkt und damit Offenheit anderen gegenüber.“

Der Preis bezieht sich auf den 2007 verstorbenen Doyen der österreichischen Judaistik, den Wiener Universitätslehrer Kurt Schubert. Der engagierte Katholik war in der NS-Zeit im Widerstand, war nach dem Krieg maßgeblich am Wiederaufbau der Universität beteiligt, publizierte als erster deutschsprachiger Forscher über die berühmten Qumran-Schriftrollen, gründete das jüdische Museum in Eisenstadt und setzte sich zeitlebens für die Überwindung des Antisemitismus und für den jüdisch-christlichen Dialog ein.

„Die Botschaft des Friedens“

Der Kurt-Schubert-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert, die Stingl den Grazer Religiuonsgemeinschaften für ihre gesellschaftspolitisch unverzichtbare Aufgabe spenden will: „Die Religionsgemeinschaften tragen in sich die Botschaft des Friedens und sind in diesem Sinne ein unabdingbarer Partner für das politische Geschehen, weil die erste und letzte Aufgabe von Politik ist es, die Gesellschaft so zu gestalten, dass die Menschen miteinander in Frieden leben können“, so Stingl.

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