Studie: Immer mehr Stress für Führungskräfte

Dass der Arbeitsdruck nicht nur bei Niedriglohn-Jobs groß ist, zeigt eine aktuelle Studie der steirischen Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA): Demnach fühlen sich viele Führungskräfte gestresst und oftmals auch ausgebeutet.

Die meisten freuen sich anfangs über einen All-inclusive-Dienstvertrag als Führungskraft: Ausgestattet mit Smartphone und Notebook starten sie in die scheinbar wunderbare Arbeitswelt der Projekte, Sitzungen und Dienstreisen.

All-inclusive-Vertrag of ein Knebel

Aber gerade der All-Inclusive-Vertrag erweist sich später dann oft als Knebel, sagt Dieter Walz, der Vorsitzender von „work@professional“, der Interessensgemeinschaft der Führungskräfte in der Gewerkschaft der Privatangestellten, die die Studie durchführte: „Bei einem sehr großen Teil der All-inclusive-Verträge ist alles drin, sämtliche Überstunden, wo man erst hintennach, nach der Unterschrift, draufkommt, wenn man seine Überstunden mitschreibt, dass man teilweise sogar drastisch unter dem Kollektivvertrag bezahlt wird.“

Manager mit Anzug und Krawatte

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Immer mehr Fach- und Führungskräfte fühlen sich gestresst

GPA-Geschäftsführer Norbert Schunko ergänzt: „Wir brauchen Dienstverträge, wo der Arbeiternehmer von Haus aus sieht, wie viele Stunden damit abgedeckt sind. Und das Wichtigste aus meiner Sicht ist: 40 Prozent machen gar keine Aufzeichnungen. Ich glaube, dass es notwendig ist, eine Beweislastumkehr zu machen, dass der Arbeitgeber Arbeitszeitaufzeichnungen machen muss, damit man das auch ständig kontrollieren kann, und das muss dann in den Kollektivvertrag einfließen.“

Arbeitszeit drängt immer mehr in die Freizeit

90 Prozent der befragten Führungskräfte - insgesamt antworteten 250 - fühlen sich beruflich gestresst, 60 Prozent befürchten, davon krank zu werden. Der Druck auf Führungskräfte wird auch durch die neuen Medien immer größer, betont Dieter Walz: „Schon die mittleren Ebenen werden mit Blackberrys, Laptops, Notepads ausgerüstet - der Kollege hat also nicht seine gesetzliche Arbeitszeit, sondern diese wird aufgrund der Wertschätzung vom Arbeitgeber immer mehr in die Freizeit- und Wochenendphasen hineingedrängt.“

Auch die Berechnung von Dienstreisen stimme längst nicht mehr: Wer als Beifahrer telefoniert, E-Mails checkt oder Sitzungen koordiniert, hat kaum mehr Passiv-Arbeitszeit oder Stehzeit - die Gewerkschaft fordert daher eine Neuberechnung sowie die Erhöhung von Kilometergeld und Diäten.

GPA rät zum Vertragscheck

Grundsätzlich rät die GPA All-inclusive-Dienstverträge vor der Unterschrift von der Gewerkschaft überprüfen zu lassen, denn nach der Unterschrift gilt meist eine im Vertrag enthaltene Geheimhaltungsklausel.

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