Debatte um Fußfessel lässt Wogen hochgehen

Die Entscheidung, dass ein verurteilter Sexualstraftäter eine Fußfessel tragen darf, teilt die Meinungen. Während Betreuungseinrichtungen grundsätzlich dafür sind, ist vor allem bei den Opfern die Empörung groß, etwa bei einer Obersteirerin. Auch ihr Peiniger kam mit einer Fußfessel davon.

Während der Protest gegen Fußfesseln bei Sexualstraftätern immer lauter wird, sieht die Betreuungsstelle für Straftäter Neustart diese Art des Strafvollzuges durchaus positiv.

Geringe Rückfallquote bei Fußfesselträgern

Susanne Pekler von Neustart beruft sich auf die geringe Rückfallrate: Von bundesweit 949 Straftätern mit Fußfesseln wurden nur 1,6 Prozent rückfällig. Einen so geringen Prozentsatz weise keine andere Haftform auf, so Pekler: „Sie müssen ihre Zahlungen leisten, sie dürfen nicht weggehen, sie haben keinen Kontakt zu ihrem Umfeld und sind dadurch nicht Versuchungen ausgesetzt und sind hoch motiviert, es diesmal zu schaffen.“

Auch bei Sexualstraftätern würde sich eine Fußfessel bewähren, so Pekler weiter: „Das muss man sich differenziert anschauen. Wenn das jemand ist, wo das Vergehen lange her ist und wo man sagt, hier sind schon Schritte passiert, und es liegt keine aktuelle Gefährlichkeit vor, dann ist es sehr wohl sinnvoll, solche Menschen über einen längeren Zeitraum so engmaschig zu betreuen.“

Opfer von Sexualstraftätern sind gegen Fußfesseln

Anders sieht das ein heute 31-jährige Steirerin, die anonym bleiben will. Sie wurde bis kurz vor ihrem 12. Geburtstag vom Mann ihrer Großmutter regelmäßig missbraucht. Zur Anzeige kam es erst zehn Jahre später. Weitere zwei Jahre später fiel das Urteil: zwei Jahre Haft - davon acht Monate unbedingt und die zu Hause mit Fußfessel. Für das Opfer ein Schlag ins Gesicht.

Angst, dem Peiniger plötzlich gegenüberzustehen

„Ich habe im Vorfeld nicht gewusst, dass er Fußfesseln bekommt, ich war davon ausgegangen, dass er sitzt. Bis er eben auf der Straße gesehen wurde, von mir, von meiner Familie, von mehreren Verwandten. Plötzlich ist er vor mir gestanden.“ Mittlerweile hat die Steirerin die Obersteiermark zwar verlassen und ein neues Leben begonnen, seit der Begegnung mit ihrem Peiniger traut sie sich aber kaum noch alleine außer Haus: „Jetzt, wo ich weiß, dass ich ihm beim Einkaufen begegnen kann, überlege ich mir das dreimal und brauche auch immer eine Begleitung mit.“

Vier Sexualstraftäter mit Fußfesseln

Dass Sexualstraftäter überhaupt Fußfesseln bekommen können, ist für die Steirerin nicht nachvollziehbar: „Ich kann das gar nicht in Worte fassen, die wissen gar nicht, was sie damit anrichten, wie das ist, wenn man demjenigen begegnet.“

elektronische Fussfessel

APA/dpa/Carsten Rehder

Opfer von Sexualstraftätern wollen ihre Peiniger im Gefängnis wissen

Derzeit verbüßen vier Sexualstraftäter ihre Haft mit Fußfesseln zu Hause, seit Einführung der Fußfessel waren es bisher 22.

Fußfessel für Sexualstraftäter

So wie jener Sexualstraftäter aus Salzburg, der vom Oberlandesgericht Linz recht bekam und nicht in Haft muss, sondern seine Strafe zu Hause mit einer Fußfessel verbüßen darf - mehr dazu in Vergewaltiger muss nicht in Haft (salzburg.ORF.at). Die Welle des Protests, die darauf folgte, war enorm - mehr dazu in Fußfessel für Vergewaltiger: Proteststurm (salzburg.ORF.at). Aus diesem Grund war für viele Opfer das Urteil des Oberlandesgerichts Linz ein falsches Signal - Sexualdelikte sollten in ihren Augen nicht bagatellisiert, sondern mit Gefängnisstrafen geahndet werden.

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