Piraten-Treffen in Graz

Rund 100 stimmberechtigte Mitglieder aus ganz Österreich sind am Samstag bei der Bundesgeneralversammlung der Piratenpartei Österreich nach Graz gekommen. Vor dem „Team Stronach“ habe Bundesvorstand Rodrigo Jorquera keine Furcht.

Auf den ersten Blick ähnelte die Versammlung jener einer Altpartei, erst auf den zweiten Blick ließen sich doch einige Unterschiede erkennen: Nietengürtel und -armbänder, Totenkopfhalskette und Lederstiefel sind wohl auf einem SPÖ- oder ÖVP-Parteitag eher weniger zu sehen. Doch so skurril manche der Mitglieder auch wirken mögen, wenn es um Abstimmungen ging, waren die Vorgänge ähnlich trocken und langwierig wie bei anderen Parteien.

Abläufe noch nicht ganz Routine

Möglicherweise sogar noch etwas zäher, denn bei den Piraten weht die Fahne der Demokratie am Schiffsmast: Einige Mitglieder brachten sich immer wieder mit ihren Vorschlägen ein und vieles wurde mehrmals diskutiert und abgewogen, denn die Abläufe sind naturgemäß noch nicht Routine. Der Bundesvorstand soll Samstagabend oder gar erst Sonntagvormittag gewählt werden.

Captain Jack Sparrow als Spitzenkandidat der Grazer

Wie viele Vorstände in Zukunft geführt werden, zählte zu den noch zu besprechenden Strukturänderungen der Versammlung. Bisher waren es fünf - darunter Jorquera -, doch auch drei seien denkbar, so der Spitzenkandidat der Grazer Philip Pacanda. Gemeinderatswahlen am 25. November. Er gilt in der Steiermark als Captain Jack Sparrow und scheut auch nicht den Vergleich mit dem Filmpirat: „Wir wollen auffallen und bei der Enterparty am Donnerstag in Graz war ich deswegen auch als Pirat verkleidet. Die Leute haben geschaut und gefragt.“

Piraten wollen das Steuergeld zurückbringen

Piratentücher oder sogar Hüte waren bei der Bundesversammlung auf so manchem Kopf zu finden, aber auch andere typische Piraten-Utensilien durften nicht fehlen: Mitten im Saal stand ein aufwendig gebasteltes Papier-Schiff. Vor dem Podium thronte eine Schatzkiste, die bei geheimen Abstimmungen als Urne diente und in der zuvor noch das „Steuergeld“ zu finden war.

Es handelte sich um Schoko-Münzen, die symbolisch für jenes Geld standen, an dem sich die anderen Parteien in Form der erhöhten Förderung bedient hätten, erklärte Pacanda. Die Piraten wollen der Bevölkerung das Steuergeld wieder zurückbringen, sofern sie mit vielen Stimmen bei den Wahlen die Chance dazu bekommen.

Keine Furcht vor Team Stronach

Auf das „Team Stronach“ angesprochen waren sich Pacanda und Jorquera nicht ganz einig: Der Grazer Spitzenkandidat sah in der Medienpräsenz von Frank Stronach eine gestohlene Show, die sich der Millionär mit Geld erkauft habe. Jorqera dagegen meinte, dass sich das öffentliche Interesse und die Kritik ruhig auf ihn konzentrieren könne:

„Vulgär ausgesprochen heißt es nun einmal, dass Scheiße irgendwann nach oben schwimmt.“ Der Bundesvorstand meinte, dass die Leute auch erkennen würden, dass Betriebs- und Volkswirtschaft „zwei Paar Schuhe“ seien und ein Ummünzen, wie Stronach es mache, nicht funktionieren könne. Jorquera verglich den gebürtigen Steirer sogar mit Silvio Berlusconi, der sich die Demokratie auch erkauft habe.

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