Tod in Futtersilo: Gas als unsichtbare Gefahr

Nach dem Tod eines Ehepaares in einem Futtersilo in Pfarrsdorf im Bezirk Südoststeiermark herrscht in der Umgebung des Unglücks große Betroffenheit. Geruch- und farblose Gase können in Futtersilos jederzeit zu einer tödlichen Gefahr werden.

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orf.at

Die Gasgefahr in Futtersilos darf nicht unterschätzt werden

Das Ehepaar aus dem Bezirk Südoststeiermark starb am Wochenende auf seinem Anwesen nahe Bad Radkersburg auf tragische Weise: Der 63 Jahre alte Landwirt und seine 54 Jahre alte Ehefrau erstickten hilflos - mehr dazu auch in Tödliche Gärgase: Ehepaar starb in Silo.

Gärprozess setzt Gase frei

Geschlossene Behältnisse wie Futtersilos speichern nicht nur Futter aus Grünschnitt für Tiere in landwirtschaftlicher Nutzung, sondern bergen auch Gefahren: Durch den Gärprozess werden Kohlendioxid und Nitrosegase frei; bei Kontakt mit der Luft herrscht auch Explosionsgefahr.

Kohlendioxid entsteht bei der Gärung des Silofutters. Das farb- und geruchlose Gas ist schwerer als Luft und auf zwei Arten gefährlich: Es verdrängt den Luftsauerstoff und führt selbst zu Vergiftungen.

Schon kleine Mengen können tödlich sein

Bereits acht Prozent Kohlendioxid in der Atemluft können zu Schwindelgefühl, Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod durch Ersticken führen, in Konzentrationen von mehr als 18 Prozent wirkt Kohlendioxid schon nach kurzer Zeit tödlich, heißt es vom Roten Kreuz. Bei hohen Nitratgehalten der Silage entstehen bräunlich verfärbte Nitrosegase - werden diese eingeatmet, kommt es zu Reizungen von Augen, Nase und Rachen, bei sehr hoher Konzentration tritt rasch Atemlähmung ein.

Tod kann auch erst nach Tagen eintreten

Besonders heimtückisch sind aber Vergiftungen mit geringerer Konzentration: Die Symptome klingen zunächst rasch ab, es folgt ein beschwerdefreier Zeitraum von ein bis zwei Tagen. Dann kommt es aber zu massiven Atembeschwerden, die zu Lungenödem und Tod durch Herz-Kreislaufversagen führen können.

Methan und flüchtige Alkohole können in Silos wiederum eine explosive Mischung bilden; es sei auch möglich, dass Wasserstoff und Luftsauerstoff eine Knallgasexplosion auslösen, so Experten.

Bei Hilfe nur mit Atemschutz in Silo steigen

Durch die Gase sind nicht nur Personen gefährdet, die in einen Silo gestürzt oder in einem Silo bewusstlos geworden sind - auch die Helfer sind gefährdet: Die Feuerwehren gehen in solchen Fällen nur mit Atemschutzgeräten und Seilsicherung vor; zudem wird der Silo vorsichtig belüftet.

In den vergangenen Jahren wurden tödliche Unfälle im Vergleich zu früheren Jahrzehnten aber seltener - dies dürfte einerseits an einem erhöhten Gefahrenbewusstsein liegen, andererseits wird Grünfutter verstärkt unmittelbar nach dem Schnitt in weißen oder grünlichen Silageballen auf den Wiesen selbst deponiert.