Hemmstoff gegen Abmagerung bei Krebs und Diabetes

Grazer Forscher haben einen Hemmstoff entwickelt, der der Abmagerung bei Krebserkrankungen oder dem Fettabbau bei Diabetes entgegenwirken soll. Vision der Forscher ist es, den Abbau von Fett- und Muskelmasse regulieren zu können. Vor verfrühter Euphorie wird aber gewarnt.

Viele Krebspatienten verlieren im Verlauf ihrer Erkrankung dramatisch an Fett- und Muskelmasse. Diese extreme Abmagerung ist häufig auch die Todesursache bei Krebspatienten. Zu viele freie Fettsäuren im Blut und nicht im Fettgewebe gespeichert, führen zu Diabetes Typ 2, auch Altersdiabetes, genannt. Auch dem könnte der vom Grazer Forscherteam entwickelte Hemmstoff entgegenwirken.

Abbau von Fett- und Muskelmasse regeln

Im Fachjargon wird bei Krebs von Kachexie gesprochen – die hochgradige körperliche Auszehrung. Die Entstehung der Kachexie haben Forscher der universitätsübergreifenden Forschungsinitiative „BioTechMed“ bereits mit der Aktivität des fettspaltenden Enzyms ATGL in Verbindung gebracht: Mäusen, denen dieses Enzym fehlt, zeigen bei Krebs fast keine Kachexie, sie behielten ihren Körperfettanteil und haben kaum Muskelsubstanz verloren. Kachektische Krebspatienten hingegen weisen hohe ATGL-Spiegel auf. Vision der Forscher ist es, mit der medikamentösen Hemmung von ATGL, den Abbau von Fett- und Muskelmasse zu regulieren.

Der Name des ATGL-Hemmers ist Atglistatin. Die Entwicklung dauerte über vier Jahre und zog die Synthese und Tests von mehr als 300 infrage kommenden Molekülen mit sich, bis schließlich eines die gewünschten Eigenschaften besaß.

Eine medikamentöse Intervention, die die Kachexie verhindern könnte, brächte vielen Krebspatienten einen Lebenszeitgewinn

Gefährliche Nebenwirkungen

Doch die Forscher warnen vor verfrühter Euphorie: Zum einen gebe es das Problem, dass die dreidimensionale Proteinstruktur von ATGL, die man für computerunterstützte Modellierung heranziehen könnte, noch gar nicht bekannt ist. „Der Prozess ist vergleichbar mit der Orientierung im stockfinsteren Raum: Hindernisse und Sackgassen sind selbstverständlich, aber je mehr man sich bewegt, desto mehr Gespür bekommt man für die richtige Richtung“, schildert Rolf Breinbauer von der Technischen Uni Graz. Zum anderen kann ein ATGL-Mangel zu Herzverfettung und in der Folge zur Kardiomyopathie, einer schweren Herzmuskelerkrankung, führen - wenn auch in einer sehr langsam fortschreitenden Entwicklung.

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