Früherer Ärztekammer-Präsident Piaty gestorben

Richard Piaty, 1974 bis 1986 Präsident der Österreichischen Ärztekammer, ist tot. Er starb im 87. Lebensjahr, wie seitens der Ärztekammer Steiermark bestätigt wurde.

Er war Internist, Forscher, Gesundheitspolitiker und Politiker. Profil und strategisches Denken hatte der konservative Streitbare in seiner Zeit als Standespolitiker und darüber hinaus immer hoch gehalten.

Elementare ärztliche Leistungen

Geboren wurde Richard Piaty am 24. September 1927 in Wien, 1954 promovierte er nach seinem Studium in Graz. 1960 wurde er zum Facharzt ernannt und nach einigen Jahren am Grazer LKH wurde er schließlich 1968, bis Ende 1992, Primarius und ärztlicher Leiter der Medizinischen Abteilung und ärztlicher Leiter am LKH Fürstenfeld. Bis 75 führte er eine internistische Praxis im oststeirischen Fehring. Als Physiologe war er auch international anerkannter Forscher. Außerdem galt er als Begründer der modernen, arteriellen Hämodynamik.

In Piatys Amtszeit fiel die Einführung des Mutter-Kind-Passes, der zwischen der Ärztekammer und dem neu geschaffenen Gesundheitsministerium verhandelt worden war und auf dessen 40-jährige Erfolgsgeschichte die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) heuer mit einer Enquete hingewiesen hatte. Ein weiteres elementares Instrument der Prävention, die Gesundenuntersuchung, sei ebenfalls eine Errungenschaft der Ära Piaty, betonte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger.

Kein braver Parteisoldat

Piaty stand darüber hinaus 1962 bis 1989 der steirischen Standesvertretung vor. Für die österreichische Gesundheitspolitik von großer Bedeutung war seine Zeit als Präsident der Österreichischen Ärztekammer vom Juni 1974 bis Juni 1986. „Es ist aber leider so, dass die Kollegen sich zwischen Standesinteressen oder populären allgemeinen politischen Forderungen entscheiden müssen. Und da werden die Kollegen eben brave Parteisoldaten“, sagte er in einem Interview anlässlich seines 75. Geburtstages.

Den damaligen Koalitionspartnern ÖVP und FPÖ warf der Verfechter einer prozentuellen Kostenbeteiligungen vor, „keine Konzeption“ für das Gesundheitswesen zu haben. Von seinem Salzburger Kammerkollegen Reiner Brettenthaler wurde er in einer Laudatio als zugleich „kreativer Innovator“ und „Bewahrer und Verfechter von Werten und Traditionen“ bezeichnet.

Konfliktreiche politische Karriere

Standespolitisch war die Ära Piaty von Konflikten geprägt, vor allem mit der Sozialversicherung. Zu den Kernpunkten der Auseinandersetzungen zählten die Vertragsautonomie der Landesärztekammern, der Kündigungsschutz für Kassenärzte oder die Schaffung von neuen Kassenstellen bzw. von Kassenambulatorien. Im Rahmen seiner politischen Karriere war er 1981 bis 1983 Bundesrat, davor saß er zwischen 1970 und 1981 im steirischen Landtag. 1986 brach er mit der ÖVP. 1988 schaffte er mit seiner Liste „Frischer Wind“ im Grazer Gemeinderat zwei Sitze, ein Mandat übte er selbst bis 1992 aus. Politisch war Piaty zuletzt bei der Präsidentschaftswahl 2010 als Unterstützer des Bewerbers der Christenpartei, Rudolf Gehring, in Erscheinung getreten.

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