Neue Operation für Jugendliche mit Übergewicht

ORF
Morbide Adipositas verursacht schwere gesundheitliche Folgen
Im Herbst vergangenen Jahres wurde die erste Patientin mit dem neuen Verfahren behandelt. Die 17 Jahre alte Lisa aus Feldbach wog damals 125 Kilogramm. Sie litt an krankhaftem Übergewicht: „Von außen kam immer der Druck, du musst abnehmen. Es war ein harter und steiniger Weg.“
Diabetes und Störungen als Folge
Viel hat Lisa in ihrer Kindheit probiert, um abzunehmen. Sie stellte ihre Ernährung um, machte viel Sport und fuhr sogar in ein Abnehm-Camp. Die Versuche brachten kurzfristig Erfolge, doch bald ging es mit dem Gewicht wieder bergauf. Lisa litt an morbider Adipositas, also an krankhaftem Übergewicht - eine Erkrankung, die schwere gesundheitliche Folgen hat, weiß Lisas behandelnder Arzt und Vorstand der Jugend- und Kinderchirurgie im LKH Graz, Holger Till: „Sodass die jugendlichen Patienten bereits Zucker, Stoffwechselstörungen haben, sogar schon Diabetes, Leberstoffwechselstörungen, Gelenksstörungen, Nierenerkrankungen.“
Magen wird längs verkleinert
Holger Till entschied, Lisa mittels Schlauchmagenoperation den Magen zu verkleinern. Dabei wird weder ein Magenband eingesetzt, noch ein Magenbypass geformt: „Ein Teil des Magens kommt weg, der Magen wird längs verkleinert, sodass der Schluckakt normal bleibt, aber der Magen ist dann statt wie bisher 500 bis 800 Milliliter groß, nur noch 150 bis 200 Milliliter klein. Das hat den Vorteil, dass die Patienten sehr viel früher satt sind und diese Sucht unterbrochen werden kann.“
Ein Jahr ist seit der Operation bei Lisa vergangen. Sie wird nach wie vor von ihren Ärzten begleitet und betreut. Sie ist 30 Kilogramm leichter. Ihr Wunschgewicht liegt unter 80 Kilogramm, ihr Leben hat sie umgestellt: „Man versucht aufzupassen und schaut sehr genau, was man isst. Ich versuche, jeden Tag eine halbe Stunde Bewegung zu machen. Es macht mir auch Spaß.“

LKH Graz/Kanizaj
Holger Till mit seiner Patientin Lisa
Keine Schönheits-OP für Jugendliche
Die Operation wird nur bei Jugendlichen ab 14 Jahren durchgeführt und soll keinesfalls als Schönheits-OP verstanden werden. Sie gilt als allerletztes Mittel, wenn andere Therapieformen wie Ernährungsberatung oder Bewegung nicht mehr helfen. Vor zwei Jahren wurde im LKH Graz ein Zentrum für adipöse Jugendliche gegründet. Derzeit werden rund 20 Patienten betreut. Nur eine Handvoll davon wird tatsächlich operiert werden müssen.
Im September 2012 diskutierten 200 Experten aus ganz Österreich im Schloss Seggau zum Thema Fettleibigkeit. Die Zahlen waren damals schon alarmierend: 40 Prozent der Österreicher sind zu dick. Die Magenverkleinerung bei Übergewichtigen boomt - mehr dazu in Übergewicht: Magenverkleinerungen boomen (28.9.2014).