Grazer Gerichtsmediziner geben Schülern Einblick
Das „Ludwig Boltzmann Institut für Klinisch-Forensische Bildgebung“ (LBI) der Grazer Medizin-Universität bietet Schülern die Möglichkeit, die Arbeit gerichtsmedizinischer Forscher an Lebenden zu beobachten. Zu dieser Arbeit gehört die Aufklärung von Gewaltdelikten und die Dokumentation von Verletzungen, um Gewalttäter zu überführen. Die kostenlose Initiative lädt Schüler ab der siebenten Schulstufe ein.
Inspiration für die spätere Berufswahl
Ausgangspunkt der Initiative des LBI war die Anfrage einer Schule, deren Schüler anschließend das Institut und die Ambulanz besuchten. „Das ist sehr gut angekommen“, sagt Simone Kainz vom LBI. „Wir denken, dass unsere Arbeit weitere Schüler interessieren und Inspiration für die Berufswahl bieten könnte“, so die Idee hinter der Initiative.
Radiologische Verfahren MRT und CT
Für diese angesprochene Arbeit - der forensischen Untersuchung an Lebenden - nutzt das LBI Techniken aus der Radiologie, nämlich die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT). Diese bildgebenden Verfahren sind in der gerichtsmedizinischen Praxis zwar kaum etabliert, bringen aber Vorteile. „Viele Verletzungen nach Gewalttaten sind äußerlich gar nicht sichtbar“, sagt Kainz. Aus Sicht des Grazer Instituts können MRT und CT innere Verletzungen objektiv nachweisen und somit mehr Rechtssicherheit für die Betroffenen, etwa Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt, garantieren.
dpa/Andreas Gebert
Die klinisch-forensische Untersuchungsstelle am Grazer Uniklinikum ist eine Anlaufstelle für Menschen, die von körperlicher und sexueller Gewalt, Kindesmissbrauch oder -misshandlung betroffen waren. Dort übernehmen speziell ausgebildete Mediziner die gerichtsmedizinische Untersuchung. Dazu gehören eine ausführliche Dokumentation der Verletzungen sowie im Bedarfsfall Spurensicherung und Begutachtung. Eine eigene Gruppe von Juristen widmet sich dabei den rechtlichen Aspekten.
Workshops und Vorführungen
Im Laufe eines Vormittages erzählen Mitarbeiter des LBI, die unter anderem in den Bereichen Gerichtsmedizin, Allgemeinmedizin, Radiologietechnologie, Forensische Wissenschaft und der Rechtswissenschaft tätig sind, den Schülern von ihrem Arbeitsalltag. In kleinen Workshops gibt es zudem die Möglichkeit, dass sich die Schüler in der Tatortsicherung und Blutspurenanalyse versuchen. Außerdem bekommen sie die Untersuchungen in der Ambulanz vorgeführt.