Jugend mangelt es an Infos über Klimawandel
Trockene Vorträge gehen gar nicht: Wer Jugendliche für den Klimaschutz begeistern will, muss kreativ sein und andere Formate wählen. Forschern der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien untersuchten, wie Informationen zum Klimawandel und über klimafreundliches Verhalten bei jungen Menschen ankommen.

dpa/Fredrik von Erichsen
Jugendliche erkennen Klimawandel als Problem, engagieren sich aber nur sehr dezent
Nicht A-Thema der Jugend
Junge Menschen von heute werden von den Auswirkungen des Klimawandels am stärksten betroffen sein. Fragt man österreichische Jugendliche jedoch nach den für sie interessanten Themen, dann rangieren „Liebe, Freundschaft“ an oberster Stelle. Auch „Musik“, „Ausbildung und Beruf“ werden noch als interessanter angesehen als das Thema „Umweltschutz“.
Wie richtig ansprechen
So wurde zumindest in einer Befragung unter 300 Wiener Jugendlichen bewertet, wie Sybille Chiari vom Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU schilderte. Gemeinsam mit Kollegen des Österreichischen Instituts für Nachhaltige Entwicklung und des Umweltbundesamtes hat sie untersucht, welche Ansprachemöglichkeiten zielgruppenspezifisch geeignet wären. Der Zweck: die künftigen Erwachsenen für Klimathemen und klimafreundliches Verhalten zu begeistern.
Formate getestet
Fernsehen, Zeitungen, Internet, Apps, Radio oder Zeitungen? Im Rahmen des vom Klima- und Energiefonds geförderten Projektes „AUTreach“ hat das Team mit Jugendlichen verschiedene Medien- und Kommunikationsformate zum Thema Klimawandel getestet und von ihnen bewerten lassen, erläuterte die Projektleiterin im Vorfeld der Präsentation in Graz.
Wenig informiert
„Die Online-Befragung hat ergeben, dass sich rund 40 Prozent der Jugendlichen eher nicht gut über den Klimawandel informiert fühlen“, betonte Chiari. Als Klimawandelfolgen werden vor allem den Rückgang der Gletscher und zunehmende Hochwasserereignissen wahrgenommen. Diese wurden jedoch „räumlich und zeitlich weit entfernt“ verortet, wie Chiari schilderte. 40 Prozent waren der Meinung, dass diese bisher nur in weniger entwickelten Ländern spürbar seien. Rund ein Viertel waren ebenfalls der Meinung, dass die Folgen des Klimawandels in der Öffentlichkeit übertrieben dargestellt würden.
Soziale Medien und Internet als Info-Quellen
Social Media, Websites und Youtube spielen als Informationskanäle eine große Rolle, „Twitter wird aber so gut wie gar nicht genutzt“. Daneben würden vor allem Fernsehen und Radio als Informationsquellen dienen. Mehr über den Klimawandel würden die Befragten am liebsten im Fernsehen oder Youtube erfahren. Eher weniger Interesse zeigten die Jugendlichen hingegen an Klima-Apps, Büchern und Klima-Veranstaltungen.
Überforderung als Ablehnungsgrund
„Jugendliche lehnten ein Format schnell ab, wenn sie sich inhaltlich überfordert fühlten, sie wollten ‚Neues‘ erfahren und ‚Fakten‘ vermittelt bekommen. Und das ganze darf keine frontale Predigt sein. Einweginformation geht gar nicht“, resümierte die Wiener Forscherin.
Problem erkannt, wenig getan
Obwohl viele Jugendliche den Klimawandel als Problem erkennen, ziehen offenbar nur wenige daraus Konsequenzen: Rund die Hälfte gab an, sich für den Klimaschutz zu engagieren, „wobei aber niederschwellige Maßnahmen, wie Petitionsunterschriften dominieren“. Weniger als ein Zehntel der Befragten engagiert sich für Umweltorganisationen. Als Barrieren wurden fehlende Zeit und mangelndes Interesse angegeben. 40 Prozent fanden, es gebe wichtigere Themen.