Privater Hanfanbau: Ärzte skeptisch

Die Cannabisforschung für medizinische Zwecke forcieren und den Anbau dafür vorantreiben - diesen Plan verfolgt ein Grazer mit seinem Start-Up-Unternehmen HGV Kräutergarten GmbH. Mediziner sehen diese Entwicklung mit Skepsis.

Das steirische Unternehmen HGV Kräutergarten GmbH sammelte mit seinem „Hanfgarten“ für medizinische Zwecke seit Mitte April fast eine Million Euro durch Crowdfunding. Die Erwartungen wurden damit eindeutig übertroffen - mehr dazu in Fast eine Million für Hanf gesammelt (19.7.2016).

Hanf

Hanfgarten

Cannabis wird in der Medizin bereits vielfältig eingesetzt

Einsatz in der Schmerztherapie

Die Anwendung von Cannabis in der Medizin ist bereits vielfältig: Der in den Pflanzen enthaltene berauschende Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) wird in der Schmerztherapie eingesetzt und kommt bei der Krebsbehandlung zur Anwendung, zum Beispiel gegen Brechreiz und zur Appetitanregung. „Wir haben auch eine Indikation in der Multiplen Sklerose, nämlich zur Besserung der Spastizität - das ist eine Erhöhung des Tonus, der Spannung, der Muskulatur. Die ist schmerzhaft und beeinflusst beim Gehen, kann aber durch Cannabis gesenkt werden“, erklärt die Neurologin und MS-Expertin Sigrid Fuchs vom LKH-Universitätsklinikum Graz.

„Ohne entsprechende Kontrolle unmöglich“

Medikamente mit dem THC-Wirkstoff gibt es in Tropfen- oder Kapselform; die Verschreibung unterliegt der Suchtmittelverordnung. Eine Privatinitiative zum Ausbau der medizinischen Nutzung von Cannabis sieht Fuchs skeptisch: „Es gehört jedes Präparat, das eine entsprechende Wirkung aufweist, auch in medizinische Hände. Es ist völlig unmöglich, dass eine Privatperson Cannabis herstellt und sozusagen selbst vertreibt, ohne dass eine entsprechende Kontrolle stattfindet.“

Die Gefahr liegt in der Dosierung

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssten ohnehin erst geschaffen werden, aber die große Gefahr liegt für die Grazer Neurologin auf der Hand - eine falsche Dosis bis hin zur Überdosis: „In der Medizin wissen wir ganz exakt und ganz genau, welche Menge Cannabis, welche Menge Tetrahydrocannabinol in den Tropfen und Tabletten enthalten ist, und man kann exakt dosieren und kontrollieren. Das geht über eine private Verwendung über Blätter oder wie auch immer man es dann zu sich nimmt, natürlich nicht. Diese Verwendung ist auf jeden Fall problematisch und auf alle Fälle abzulehnen.“

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