Bundeskanzler Kern besuchte Stahl Judenburg

Jahrzehntelang haben die meisten Arbeiter der obersteirischen Industrie-Betriebe die SPÖ gewählt. Mittlerweile dominiert oftmals die FPÖ. Bundeskanzler Christian Kern will das ändern und besuchte am Montag das Stahlwerk Judenburg.

Am Vormittag traf der Kanzler auf dem Werksgelände von Stahl Judenburg ein und nahm sich dort eineinhalb Stunden Zeit für einen ausführlichen Werksrundgang - er sprach mit Lehrlingen, Arbeitern, Gewerkschaftern - eigentlich seiner Kernklientel.

„Lernen und verstehen, wo der Schuh drückt“

Ist es ein Versuch, die teilweise abhandengekommenen Wähler zwischen Judenburg und Mürzzuschlag wieder zurückzugewinnen, stärker mit ihnen in Kontakt zu treten? „Ja“, sagt Kern, für den es vor allem ein Versuch sei, „zu lernen und zu verstehen, wo der Schuh drückt und wo die Sorgen sind“.

Stahl Judenburg Bundeskanzler Kern

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Doch er müsse zugeben: „Heute hier war das ein Termin, wo alle sehr zufrieden waren, wo alle sehr glücklich waren, dass sie einen guten Arbeitgeber haben - und sehr zufrieden waren mit den Arbeitsplätzen, auch die Kinder gute Perspektiven haben - also insofern war das ein Ausdruck und ein Eindruck vom Besten Österreichs.“

„Facharbeiterqualifikation ganz entscheidend“

Stahl Judenburg hat in den vergangenen 20 Jahren 100 Millionen Euro investiert und kann mit seinen 450 Mitarbeitern am Weltmarkt bestehen. Wie Kern derartige Arbeitsplätze sichern will? „Ich glaube, für uns ist entscheidend, dass wir Standardvoraussetzungen schaffen, mit denen die Unternehmen meinen, Österreich ist ein guter Standort, um zu investieren. Das bedeutet beste Ausbildung - ganz entscheidend ist die Facharbeiterqualifikation; Stahl Judenburg ist hier wirklich ein leuchtendes Vorbild in Relation zu der Mitarbeiterzahl. Fünf Prozent Lehrlinge - das ist richtig viel.“

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Daneben wolle Kern auch „Standortbedingungen schaffen, indem wir die Investitionen erleichtern. Das diskutieren wir gerade in der Bundesregierung - und da war es für mich sehr wichtig, mit den Herren der Geschäftsführung einen Austausch zu haben.“

„Habe hier viele Anregungen mitgenommen“

Es gehe aber auch darum, den österreichischen Stahl vor der Billigkonkurrenz aus China zu schützen: „Wir haben nächste Woche Europäischen Rat in Brüssel. Da ist eines der wichtigen Themen, die mir ein Anliegen sind, der Zoll auf chinesische Stahl-Importe. Das ist extrem wichtig, um unsere Industrie zu schützen - und ich wollte mich heute hier vergewissern, wie wir die Unternehmen unterstützen können und habe hier viele Anregungen mitgenommen.“

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Der Unternehmensleiter von Stahl Judenburg, Ewald Thaller, empfindet den Kanzler beim Besuch als sehr natürlich und industrieaffin, hätte dann aber doch den einen oder anderen Wunsch an die Politik: „Es ist das Thema Bürokratismus, es ist das Thema, grundsätzlich die Industrie in Richtung Forschung und Entwicklung, in Richtung Investitionsförderung zu stärken.“

„Dafür sorgen, dass hier keiner durch den Rost fällt“

Was laut Kern in puncto Regierungsprogramm neu verändert werden sollte? „Wir wollen uns im Jänner zusammensetzen und die weiteren Arbeitsschwerpunkte definieren. Wir haben jetzt in den ersten sieben Monaten Beschäftigung und Arbeit. Vor allem die Bildung, auch die Facharbeiterausbildung, da haben wir massive Investitionen getätigt, auch für die Lehrlingsausbildung. Und das dritte ist natürlich auch unser soziales Netz eng zu schnüren und dafür zu sorgen, dass hier keiner durch den Rost fällt. Anhand dieser Themen müssen wir neue Programmpunkte aufsetzen - und das werden wir gemeinsam mit der ÖVP tun.“

„Wir brauchen neue Wege“

Dabei war das alte Regierungsprogramm laut Kern „nicht schlecht - aber die Zeit hat sich weiterentwickelt. Wir sind mit der Integrationsfrage und mit der Sicherheitsfrage mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert, wir haben in Europa eigentlich das achte Jahr erlebt, in dem wir mit schwachem Wachstum konfrontiert sind, das heißt, wir brauchen neue Wege.“

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