Experten warnen vor sexueller Online-Aufklärung

Ob „Sexting“ oder „Cybergrooming“ - immer mehr Jugendliche sind in irgendeiner Form mit Pornographie im Internet konfrontiert. Das Land wirkt dem mit Förderungen entgegen und lässt von Experten klassisch aufklären.

Als „Sexting“ wird das Verschicken von pornografischen Fotos über das Smartphone bezeichnet, unter „Cybergrooming“ ist das gezielte Kontaktieren von Jugendliche durch Erwachsene mit sexuellen Absichten zu verstehen - beides nur Beispiele von vielen Trends, die das Internetzeitalter mit sich gebracht haben und Sexualpädagogen vor große Herausforderungen stellt.

„Aufklärung“ über Online-Pornos

Michaela Urabl ist Sexualpädagogin beim Verein Liebenslust, und sie bestätigt, dass sich immer mehr Jugendliche über das Internet „aufklären“ lassen - bei den Mädchen sind es bereits zehn Prozent, bei den Burschen sogar jeder zweite, und das habe laut Urabl schwere Folgen: „Jedes dritte oder vierte Mädchen oder jeder siebte oder achte Bursche, die unter 16 Jahren sind, sind betroffen von sexualisierter Gewalt - von Übergriffen und dergleichen.“

Inhalte oft realitätsfremd

Denn Pornos im Internet würden ein Bild vermitteln, das nicht der Realität entspricht - und hier gelte es anzusetzen, sagt Christian Scambor vom Verein für Männer- und Geschlechterfragen: „Die Burschen werden eigentlich mit dem ganzen Porno-Zeug alleine gelassen, und wir sehen es als unsere Aufgabe, wieder ein bisschen Realitätsbezug reinzubringen.“ Das läuft zum Beispiel über Workshops in Schulen, die von externen Experten durchgeführt werden. Enge Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrer sind dagegen oft nicht die richtigen Ansprechpartner, weil damit auch Schamgefühle verbunden sind.

Je umfangreicher die Aufklärung, umso geringer ist auch das so genannte sexuelle Risikoverhalten der Jugendlichen, sagt Veronika Graber vom Frauengesundheitszentrum: „Darunter verstehen wir ungewollte Schwangerschaften, darunter verstehen wir sexuell übertragbare Krankheiten.“

115.000 Euro für Aufklärung

Das Bildungsressort des Landes fördert das sexualpädagogische Angebot daher ganz bewusst und nehme dafür auch einiges an Geld in die Hand, sagt Bildungslandesrätin Ursula Lackner (SPÖ): „Ingesamt fließen jährlich 115.000 Euro an Förderungen an Institutionen und Vereine, die direkt mit Mädchen und Burschen arbeiten.“ Und das werde auch weiterhin so bleiben, sagt die Landesrätin in Anspielung auf eine schriftliche Anfrage der FPÖ an den Landtag - darin wird kritisiert, dass der Verein Liebenslust - respektive das Aufklärungsprojekt „Sextasche Uschi“ - jährlich mit bis zu 40.000 Euro gefördert werde.

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